in der Nähe von Svendborg

Immer Richtung Norden! Unter diesem Motto legen wir in Marstal ab und machen uns auf den Weg Richtung Svendborg. Wir ziehen die Genua und das Besansegel hoch und hangeln uns durch das enge Fahrwasser östlich von Æro. Hinter den grünen und roten Tonnen wird es direkt etwas flach für uns und die Fahrrinne ist voller Segler. Konzentration ist angesagt. Mit einer Geschwindigkeit von 3,5 Knoten segeln wir zwischen den Inseln Strynø und Langeland hindurch.

© OpenStreetMap contributors

Der Wind nimmt zu als wir die Langeland-Brücke ansteuern. Das Fahrwasser für die Zufahrt der Brücke ist relativ schmal und der Wind zieht jetzt ordentlich an unserer Scarlett. Vielleicht eine Düse vom Land – und die Strömung im Wasser tut Rest. Wir werden ziemlich schnell aber Paul steuert uns souverän durch die Brücke, trotz segelnden Überholern und Gegenverkehr. Durchgepasst haben wir auch.

Langeland-Brücke

Dahinter erwartet uns eine noch steifere Brise und dummerweise müssen wir kreuzen und hart am Wind segeln, um in die Troense Bucht zu kommen, die wir uns zum Ankern ausgesucht hatten. Uiiiiihh!!! So war das also mit der Schräglage. Mir ist das etwas zu viel. Zu ungewohnt und unverhofft kommt diese Brise samt starker Krängung. Daran muss ich mich erstmal wieder gewöhnen. Amwind ist auch nicht wirklich mein Lieblingskurs beim Segeln. Während ich mich irgendwo festkralle und mir bei eins zwei Böen ein kleiner Schreckschrei entweicht, hat Paul jede Menge Spaß. Aber bald beschließen wir, dass wir nicht so weit kommen mit dem Kreuzen und Ankommen jetzt doch ganz nett wäre. Also Segel runter und gegenan motoren. Zwar auch kein Vergnügen bei den Wellen, aber weit ist es nicht mehr.

Angekommen in der Troense Bucht (kurz vor Svendborg) ist es ziemlich voll. Wir kreisen etwas herum, um die beste Stelle zu finden. Wir brauchen zwei Versuche, bis der Anker hält. Aber dann ist es schön. Unsere Augen suchen die Bucht immer wieder nach einem bestimmten Boot ab. Denn heute wollen wir Anna und Malin kennenlernen. Die beiden haben wir auf Instagram entdeckt. Ihr Kanal gehört zu einer unserer Ablenkungssstrategien im Lockdown. Sie sind letzten Sommer mit einem kleinen Segelboot auch durch die französischen Känale gecruised mit dem Ziel Mittelmeer. Im Gegensatz zu uns, sind sie da auch angekommen. Leider währte deren Spaß im Mittelmeer nur kurz, da sie riesige Rostlecks in ihrem Stahlboot entdeckten. Sie verkauften ihr Boot im Süden und kamen wieder nach Deutschland. Dort bereiteten sie den Winter über ein anderes Boot vor und starteten erneut – diesmal Richtung Norden. Wir haben uns schon öfter mal ausgetauscht und heute können wir sie mal Aug in Aug kennenlernen. Irgendwie witzig. Zumal uns ihre Gesichter durch die Videos schon so vertraut vorkommen, wir aber völlig Fremde für sie sind. Mit dem Fernglas entdecken wir die beiden. Längsseits liegt ein rotes Volkeboot. Tja Instasternchen haben nie ihre Ruhe. Die Fans sind überall 😀

Wir laden die beiden auf eine Currysuppe zu uns ein und das rote Volkeboot spielt deren Shuttle zu uns. Ganz lässig kommen sie angesegelt. Das Volkeboot samt Segler haben wir bei einer Segelreise mit der Quicky auch schon mal in der Schlei getroffen (Paul hat das natürlich schon mit dem Fernglas nur durch das Boot und dessen „super eindeutige“ Eigenschaften erkannt). Alle drei bleiben zum Essen und wir haben einen wirklich schönen und gemütlichen Abend zusammen.

Die Nacht ist wackelig und schaukelig. In der Bucht ist ziemliche Strömung durch den engen Svendborgsund nördlich uns. Außerdem liegen wir ziemlich dicht am Fahrwasser und eine kleine Fähre und andere Yachten kreuzen ständig die Ankerbucht. Also lieber weg hier. Wir wollten ja eigentlich eine ruhige und entspannte Bucht. Wir versuchen es mit einer langgestreckten Bucht (Thurø Bucht) gegenüber. Wir schippern nur mit der Genua dorthin und versuchen zu ankern. Das Wort „versuchen“ ist dabei mit voller Absicht gewählt. Denn 6!!! Ankermanöver später ist das dämliche schwere Ding immernoch nicht fest im Boden vergraben. Es ist windig, was die Kommunikation von mir ganz vorn im Bug bis zu Paul hinten am Steuer eher schwierig gestaltet. Noch dazu dreht sich Scarlett kreuz und quer und denkt garnicht daran sich in den Wind zu stellen, sobald der Anker auf dem Boden liegt. Liegt es am Seegras, an uns oder an was auch immer!? Er will einfach nicht halten und rutscht jedes Mal, wenn wir mit dem Motor rückwärts fahren. Dabei versuchen wir verschiedenste Stellen in der Bucht. Und das Schlimmste an allem ist, dass in den 1,5 h Abmühen und Fluchen etwa 5 andere Yachten in der Bucht ankern. Bei allen klappt es auf Anhieb, wobei einige ihren Anker nicht mit dem Motor einrucken lassen. Was wir ziemlich fahrlässig finden. Also zählt das nicht so ganz. Aber wir sind frustriert und drehen ab. Raus aus der Bucht. Es muss an der Bucht liegen. Bitte lass es an der Bucht liegen.

Wir segeln in die Lunkebucht weiter südlich. Die ist eh viel schöner und weitläufiger und ein Schloss hat sie auch. Na gut das ist typisch dänisch und sieht eher wie ein großzügiger Pferdestall aus aber egal. Es heißt nunmal Schloss und das zählt. Wir suchen uns ein gemütliches Plätzchen und hier hält der Anker auch. Na gut, wir brauchten schon auch zwei Versuche aber dann hielt er bombig. Das Wasser ist schön klar und wir können den Grund sehen. Das macht das Ankern auch deutlich einfacher, weil man sich eine sandige Stelle für den Anker aussuchen kann (wenn man ihn schnell genug fallen lässt) und die Seegrasfelder meiden kann.

© OpenStreetMap contributors

Wunderschön ist es hier. Daher wird erstmal die Hängematte ausgepackt. Während Paul darin entspannt sitze ich im Cockpit mit Tee und Buch und lasse mir von den Sonnenstrahlen die Nasenspitze kitzeln. Wunderbar dieses Leben vor Anker. Abends gesellen sich dann Anna und Malin zu uns. Ihnen war es auch zu schaukelig und voll in der anderen Bucht. Wir werden zu Snacks und Drinks auf ihrem Boot eingeladen. Immer spannend andere Segelboote zu sehen. Die beiden haben auch einen Holzofen und so machen wir es uns drinnen gemütlich bis wir in der Dunkelheit mit Kevin zurückpaddeln. Die beiden segeln am nächsten Morgen weiter aber wir bleiben noch zwei Tage. Entspannung tanken und einfach mal nichts machen. Außerdem ist es gut windig und darauf haben wir gerade nicht so viel Lust. Zum Glück haben wir unseren Anker so gewissenhaft eingegraben. Paul paddelt zum Sonnenaufgang mit Kevin an Land, macht einen kleinen Spaziergang und kommt mit leckerem Zeug fürs Frühstück zurück. Was für ein Service. Wir lassen es uns richtig gutgehen!

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