Neujahrshängerchen

Mit Sack und Pack machten wir uns nach Silvester wieder auf den Weg zu unserem Bootchen nach Frankreich. Ein fetter Dank geht hierfür nochmal an den Shuttle-Service von Pauls Mama. Es fühlte sich gleich wieder heimelig an und als wären wir nie weg gewesen. Waren wir aber und wir haben auch wieder viel Zeug mitgebracht… ich frage mich wann dieses Boot eigentlich mal voll ist, aber bei unserem geringen Raumangebot ist der Kram natürlich trotzdem noch deutlich weniger als bei einer Wohnung. Trotzdem steht das am Anfang erstmal rum und wird nur nach und nach an seine neuen Plätze sortiert. Unser Plan war den Ofen zu installieren, ein bis zwei weitere Projekte zu schaffen und nach 2-3 Tagen den Liegeplatz und seinen kostenlosen Strom (die Glanzstunden des Heizlüfters) zu verlassen. Naja wie das immer so ist dauert dann doch alles etwas länger und wir hatten uns auch fürs neue Jahr vorgenommen die Dinge etwas ruhiger anzugehen und uns nicht vom „Endziel“ Mittelmeer jagen zu lassen. Das ist uns Ende letzten Jahres nicht immer unbedingt geglückt. Also erstmal sutsche!

Aus diesem Sutsche wurden dann satte 12 Tage. Wir bekämpften das reingezogene Grünzeug in Motor und Toilette, in dem wir alles auseinander bauten und die Algen mit der Luftpumpe in entgegen gesetzter Richtung wieder dahin katapultierten, wo sie hergekommen waren. Wir installierten den Ofen, gingen Einkaufen, installierten neue 12V-Steckdosen und weiteres Kleingedöns was so anfiel.

Zusätzlich hatte Paul einige Arbeit am PC zu erledigen. Das passte ganz gut mit unserem komfortablen Liegeplatz zusammen. Nach ein paar Tagen kam Pauls Mama nochmal vorbei. Sie hatte den Frankreichausflug genutzt und war nach unserer Ablieferung weiter an die französische Atlantikküste gefahren, um dort Verwandte zu besuchen. Wie praktisch, dass wir uns nicht vom Platz bewegt hatten und sie so eine Nacht bei uns schlief, um am nächsten Tag ausgeruht nach Hause zu fahren. Wir machten einen riesigen Pott Salat und spielten bis spät nacht Wizards.

Naja und so gingen einige Tage ins Land. Es regnete viel aber die Temperaturen lagen tagsüber bei 12 Grad. Trotzdem kriegten wir langsam die Krise in unserem kleinen Boot und ohne vorwärts zu kommen. Also riefen wir bei der VNF-Zentrale an und meldeten uns für den nächsten Tag an. Es fühlte sich an als wären wir ewig nicht mehr geschleust. Aber wir kamen schnell rein und das schleusen ging wieder so fix wie eh und je. Nach drei Schleusen war es auch nicht mehr so grün. Anscheinend war das nur ein bestimmtes Stück… hoffentlich. Wir beobachteten akribisch unseren Auspuff und die Menge an Kühlwasser aber alles plätscherte wie gewohnt.

Wieder am Start!

An diesem Tag schafften wir es von Revigny-sur-Ornain bis Vitry-le-Francois! Das sind immerhin 32 km und 19 Schleusen. So viel hatten wir im Dezember nicht geschafft. Aber die Sonne schien, es waren warme 12 Grad und wir waren mehr als ausgeruht und motiviert zum Weiterfahren. Da ging alles wie von selbst. Selbst die 3 Anrufe bei der Servicenummer wegen Schleusenproblemen und das Warten auf Hilfe kitzelten die Sonnenstrahlen schnell weg.

In Vitry-le-Francois ergatterten wir die einzige Anlegestelle außerhalb des Hafens. Dieser hatte nämlich geschlossen und um das deutlich zu machen, eine fette Einfahrsperre installiert. Nun gut mit unserem Holzofen sind wir jetzt eh unabhängiger und so konnte er gleich mal zeigen was er kann. Die Stadt Vitry-le-Francois ist uns schon oft beim Lesen von Berichten und Karten untergekommen, da sich hier drei Kanäle treffen und er somit einen wichtigen Knotenpunkt bildet.

Hier liegen viele Pénichen an und in einer Werft. Außerdem kommen deutlich mehr Pénichen an uns vorbeigefahren. Im bisherigen Rhein-Marne-Kanal sahen wir zwei davon und die Schleusenwärter bedeuten uns immer, dass dies Einzelfälle wären und da kaum Berufsschifffahrt durch kommt. Aber in unserem neuen Kanal, dem „Canal entre Champagne et Bourgogne“, dem wir ab Vitry-le-Francois folgen, sind die kleinen Frachtschiffe wohl normaler. Mal sehen wie wir uns aneinander vorbeischieben werden in dem engen Kanal. Aber damit sollen sich der Zukunft-Paul und die Zukunft-Toni befassen…

In Vitry-le-Francois blieben wir zwei weitere Tage. Zum einen feierten wir dort Pauls Geburtstag und zum anderen sollte es am Tag darauf so sehr regnen, dass wir uns das nicht antun wollten. Außerdem wollte Paul noch weiter am Pc arbeiten und so passte das Regenwetter ganz gut. Aber erstmal wurde Geburtstag gefeiert und zwar mit langem Ausschlafen, Gourmetfrühstück mit Rührei, einem Stadtbummel und schließlich Lasagne und Gin Tonic!

Endlich haben wir den Rhein-Marne-Kanal mit seinen rund 131 km und 97 Schleusen hinter uns gelassen. Er hat sich gezogen wie Kaugummi was wohl auch mit unserer Jahresendmotivation zu tun hatte. Aber es fühlt sich gut an ab jetzt endlich wieder Richtung Süden unterwegs zu sein (kleine Erinnerung: wir mussten diesen nach Westen führenden Kanal nehmen, da es eine ungeplante Sperrung auf dem eigentlichen Vogesenkanal gibt).

1 Kommentar

Moin ihr beiden, schön, dass ihr alles so akribisch dokumentiert. Spannend und auch zugleich befremdend anders so viele Kanalkilometer und Schleusen zu bewältigen. Die Ostsee ist doch voluminöser und luftiger. Aber es fasziniert schon, euch zu folgen. Haltet durch auf eurem Weg. Ihr leistet viel und scheinbar tut es euch gut, diese Reise zu unternehmen. Ich drück euch alle verfügbaren Daumen. Seid fleißig beim Schreiben. Es kommt gut an und motiviert. Seid gedrückt und umarmt. Klaus/Summerwind blues/www. ankerkasten.kiel.de.tl/segeln.kiel@web.de

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