Endlich angekommen am Ziel unserer Träume! Wir können es kaum glauben, dass wir den ganzen Weg zurück an die Ostsee geschafft hatten <3
Eigentlich wollten wir erst am nächsten Tag die Masten stellen, und den heutigen Nachmittag/Abend eher zum entspannen nutzen. Dazu hatten wir uns eine Marina in dem großen Trave-Becken bei Schlutup ausgesucht, deren Hafenmeister mega freundlich sogar unsere Pakete im Voraus angenommen hatte. Traumzustände! Hier in der Bucht hatten wir vor etwa einem Jahr Scarlett gekauft, für sie war es hier ein Heimspiel 🙂 Wir waren aber so früh dran – so etwa um die Mittagszeit – dass wir die Zahnstocher gleich gestellt haben. Dazu meinte der Hafenmeister auch noch, dass wir den ganzen Tag Zeit hätten, da ja gerade keine Masten-Stell-Saison sei. Perfekt!
Also am Kran festmachen, und erstmal feststellen dass wir ja noch so gar nicht, so absolut überhaupt nicht vorbereitet sind. Macht aber nix, haben ja den ganzen Tag Zeit! Die Masten waren noch auf dem Deck auf unserer Impro-Holz-Konstruktion festgelascht. Wie gut dass dieses Provisorium beinahe 10 Monate lang gehalten hat… konnte ja keiner wissen. Das haben wir alles vorsichtig auseinander gebunden, und dann die beiden Masten mit dem Kran erstmal an Land gehoben. Da ging es dann weiter, alle Verbindungen prüfen, die Wantenspanner einvasilinieren, alles sortieren und auch mal nen Kaffee dazwischen genießen.
Irgendwann war dann alles vorbereitet, und die Uhr zeigte auch schon reichlich spät an. Egal! Nur noch kurz die richtig bescheuerte Kranbedienung üben, und dann rauf da!
Dann noch den zweiten Mast – den Besanmast – und fertig! So dachten wir… natürlich hat sich am Vorstag des Besanmastes was verheddert, was wir erst gesehen haben als er schon an Deck stand. So ein Mist! Also wieder ran mit dem Kran, Besanmast runter, Problem richten, und wieder rauf.
Und dann standen endlich unsere beiden Blitzableiter. Es war inzwischen 22 Uhr geworden… und wir fielen nur noch müde ins Bett.
Bei der ganzen Arbeit sind wir an diesem Tag mehrmals einem sympathischen jungen Pärchen übern Weg gelaufen (oder sie uns!?), doch hat sich nie die Gelegenheit ergeben mal ernsthaft ins Gespräch zu kommen – was hauptsächlich an unserer vorgetäuschten Geschäftigkeit lag. Ganz kurz konnten wir jedoch Nummern austauschen, und darauf hoffen dass wir uns bald über den Weg segeln würden. Die beiden hatten in mühevoller Arbeit über Monate lang ein Holzboot in etwa Scarlett’s Größe restauriert, und wollten damit jetzt durch Dänemark segeln. Wie schön das wäre, sich wieder zu sehen und endlich kennen zu lernen!
Hier in dem Hafen haben wir außerdem noch eins unserer Klappfahrräder verscherbelt – das blaue. Schon schön unser Vordeck, jetzt wo sich das ganze Gerümpel lichtete.
Am nächsten Tag haben wir dann morgens noch die Bäume angeschlagen, Wäsche gewaschen und so allerlei dies und das noch angeschlossen und vorbereitet. Eigentlich hätten wir noch bis Mittags im Hafen bleiben können, doch es kam wie es kommen musste und bei einem weiteren Boot sollte der Mast gestellt werden. Aber hey, das war kein Problem, schließlich waren wir so gut wie fertig, und hatten mehr Zeit zur Verfügung gehabt als wir uns erträumt hätten.
Trotzdem mussten wir los, und sind nach Travemünde in den Fischereihafen getuckert.
Dort angekommen, hatten wir eine lange Liste an Aufgaben zu erfüllen: Gaaaaanz viel Lebensmittel einkaufen, und dann noch etwas mehr (insgesamt fünf volle Ikea-Tüten, Dänemark würde teuer werden), ne volle Gasbuddel besorgen, Wasser auffüllen, die Mast-Elektrik anschließen und abklären, wie man aktuell in Coronazeiten nach Dänemark einreisen darf. Dazwischen haben wir uns natürlich auch mal ein leckres Fischbrötchen gegönnt!
Zufällig hatte ich mitbekommen, dass sich ein anderes junges Pärchen eine Leine in die Schraube gezogen hatte. Warum auch immer – sie werden ihre Gründe gehabt haben – kamen sie nicht auf die Idee selbst hinein zu springen, die Nüstern zuzuhalten und den Propeller zu befreien. Wir kamen ins Gespräch und ich mit meiner aktuellen Tauchroutine (ein Hoch auf die französischen Kanäle!) bot an, dass ich meinen Neo hole und da fix reinspringe. Sie hatten aber schon eine Verabredung mit einem professionellen Taucher, und wollten erst sein Angebot abwarten. Nachdem dieser dann 600€ (!!!!!!!!) veranschlagt hatte, haben sie ihn erstmal davon gejagt. Ich hab also mein Glück versucht, und nach nicht mal drei Minuten im Wasser war die Schraube frei! Das wäre mal ein Stundenlohn gewesen… Die beiden waren ganz rührselig und dankbar, und haben mir Bier inklusive einem Selbstgebräuten mitgegeben. Pah, da verzichte ich liebend gern auf die 600€ 😀 Eigentlich wollten wir vier uns abends nochmal zum Essen treffen, doch unsere To-Do-Liste war einfach zu lang…
Schließlich war alles hier an Land erledigt, und nach nur einer Nacht im Hafen verholten wir uns in die benachbarte Ankerbucht „Pötenitzer Wiek“.
Hier schlugen wir die Segel an, und erledigten den restlichen Kleinkram, der zum Segeln noch notwendig war. Dabei bemerkten wir Helden leider, dass wir vergessen hatten die Lazy-Jacks an den Salingen zu befestigen (Lazy-Jacks sind dünne Taue, die zwischen Baum und Mast gesetzt werden und das Segeltuch beim Segelbergen bequem und sicher auffangen). Zum Glück hatte ich meinen Klettergurt dabei – eigentlich für mögliche Aktionen in Korsika oder anderen Mittelmeerfelsen. An einem Fall befestigt, sicherte Toni mich über die Mastwinsch während ich mich als Kletteräffchen versuchte. Das klappte gar nicht mal so schlecht, indem ich ein Tau als Bandschlinge verknotete und damit einen Prusik um den Mast legte. Ratz fatz waren die Lazys befestigt, und unserem Segelvergnügen stand nichts mehr im Wege.
Ansonsten waren wir einfach richtig durch von den letzten 5 Wochen, in denen wir von Südfrankreich nach Norddeutschland gesprintet waren. Uns fehlte die Kraft bei fast allem was wir taten. Klar, wir waren mega glücklich es geschafft zu haben, und machten uns ungläubig immer wieder klar, was alles hätte schief gehen können und dennoch geklappt hatte. Und wir freuten uns riesig aufs Segeln und Dänemark. Allein schon das Gefühl wieder stehende Masten an Deck zu haben ließ unsere Herzen höher schlagen, und dabei waren wir immernoch nicht gesegelt. Es war einfach ein ganz anderes Bootsgefühl, wie ein richtiges Segelboot, man konnte an Orten an Deck stehen an denen es vorher nicht möglich war, man konnte sich an den Wanten festhalten, und man konnte sich wie ein waschechter Seebär fühlen! Doch die Anspannung der letzten Wochen löste sich nun langsam, was auch der Grund dafür war dass wir in den Tagen in der Pötenitzer Wiek nicht so schnell und effizient arbeiteten wie es hätte sein können. Eigentlich hatten wir auch die Idee gehabt, hier in dem sicheren Gewässer ein wenig Manövertraining zu machen bevor es aufs Meer ging, doch unsere Laune und eine Wettervorhersage die schönstes Kaiserwetter versprach durchkreuzten diese Pläne.
Glücklicherweise konnten wir noch einen Abend mit unseren beiden Lieblingsschweden – Sten & Annika – verbringen. Das hätte fast nicht geklappt, da wir aufgrund eines Missverständnisses in verschiedenen Buchten ankerten. Wir warteten den ganzen Nachmittag auf sie, und als es auf den Abend zuging und wir überlegten ob wir nun für zwei oder vier kochen sollten, rief ich die beiden an. Dabei stellte sich heraus, dass sie auch schon den ganzen Tag auf uns warten, in der anderen Bucht eben. Haha, Mist! Zuerst meinten die beiden, ach schade, aber sie seien eh richtig müde vom arbeiten (sie haben ihren Mast ja auch gestellt), sie müssten am nächsten Morgen ganz früh ablegen und dann solle es halt nicht sein. Mega enttäuscht legte ich auf und Toni und ich brauchten eine Weile um uns damit abzufinden. Nagut, schade, dann leider nicht… Doch drei Minuten später rief Annika zurück, dass sie es sich anders überlegt hätten, Anker auf gingen und zu uns kommen würden. Yeahi!!! Wir haben uns gefreut über beide Ohren die Beiden nochmal wieder zu sehen 🙂 Und dann brach plötzlich heftiger Stress hier an Bord aus, damit die Lasagne rechtzeitig fertig wurde. Es dauerte nicht lange und der Anker der SY WestMonsun fiel direkt neben Scarlett. Panisch räumten wir noch schnell das Cockpit leer, räumten die ganzen Klamotten aus dem Salon und als ihr Beiboot schon längsseits bei uns war, fegten wir noch schnell Scarlett durch. Hahaha, was ein Trubel! Zum Glück haben die beiden davon nichts mitbekommen – oder es sich zumindest nicht anmerken lassen.
Es wurde ein unvergesslich schöner Abend mit Lasagne und viel Rotwein! Wir hatten die beiden ins Herz geschlossen und würden sie sehr vermissen. Wir wurden sogar herzlichst zu Ihnen eingeladen falls wir mal in Göteborg vorbei kommen würden 🙂
Ach ja, das war wirklich ein schöner Abend. Doch irgendwann ging auch er vorbei, und die beiden ruderten zurück zu ihrem – zugegebenermaßen etwas größerem – Zweimaster.
Wir blieben noch einen weiteren Tag danach in der Bucht und erholten uns, bevor wir uns dann endlich raus aufs offene Meer und Richtung Fehmarn und Dänemark wagten.