Früh am Morgen ging es los, ins Logbuch wurde „0605 Ablegen in Grenå“ gekritzelt. Kalt war’s, die Nacht war sternenklar gewesen und die Sonne ging hinter ein paar Quellwolken im Osten auf. Das frühe Aufstehen wurde mehr als entschädigt, dieser Sonnenaufgang auf See war traumhaft schön!
Das industriell geprägte Hafenviertel von Grenå ließen wir schnell hinter uns. Toni am Steuer strahlte, Rasmus war uns gnädig und mit Vollzeug segelten wir in den Tag.
Kurz nachdem wir diesen wunderschönen Sonnenaufgang gebührend genossen hatten, wollte ich den Autopiloten noch ein klein wenig feintunen. Tja, da hatte ich wohl schon bessere Ideen gehabt: Ein falscher Klick, und alle Kalibrierdaten vom Abend zuvor waren futsch. So ein Mist… Naja, hilft ja nichts, Segel wieder alle runter, und noch ein paar Kreise drehen. Danach war der Autopilot dann wirklich geheilt, und ich verkniff mir irgendwelche weiteren Feineinstellungen.
So langsam frischte der Wind auf und drehte südlicher. Da das für uns Amwind-Kurs bedeutete, tüdelten wir gleich mal das erste Reff ins Groß. Das war um 0730 Uhr.
Kurz darauf dann auch das zweite Reff ins Groß. Glücklicherweise hatten wir noch Westwind, fuhren dicht unter der Küste und somit blieben uns die eigentlich zu erwartenden Wellen und das Geschaukel erspart. Stattdessen genossen wir einen atemberaubend schönen Ritt am oberen Speedlimit unter strahlend blauem Himmel. So kann’s weitergehen!
Und was war das direkt voraus? Das kannten wir doch!
Es war Hjelm, die kleine süße Insel, die wir auf dem Weg in den Norden besucht hatten. Hier wurden wir damals mit steppenartiger Landschaft, toller Aussicht und angriffslustigen Ziegenböcken begrüßt. Was für ein cooles Gefühl, hier noch einmal vorbei zu segeln!
Der Wind dreht im Verlauf des Tages immer mehr auf Süd, und so begann ab kurz vor Hjelm eine eher mühselige Kreuzerei gegenan. Nach ein paar Schlägen hatte er aber so weit gedreht, dass wir am Kap von Ebeltoft vorbeiflutschen konnten.
Nur noch fix die Betonnung verstehen, welche die Einfahrt zum Hafen markierte, und schwupps die wupps lagen wir nach einem langen Tag sicher vertäut im verträumten Ebeltoft. Schön mutete es hier an, eigentlich schade dass wir am nächsten Tag gleich weiter wollten…
Doch es sollte anders kommen. Am nächsten Morgen plagte sich Toni mit stärkeren Erkältungszeichen herum. Meine Augen brannten stark, und von Stunde zu Stunde nahmen eklige Kopfschmerzen zu. Also erstmal die Abfahrt auf den nächsten Tag verschieben! Das half aber auch nicht allzu viel, und nachdem ich den Hafenmeister bezahlt hatte und dabei die Augen fast nicht aufbekam, wurde ich ins Bett verbannt. Die Kopfschmerzen wurden höllisch, dazu Übelkeit und richtig dolle Lichtempfindlichkeit. Jetzt half nur noch Bettruhe, und Augen verbinden. Oha, was war denn los!?
Nachdem dieser Tag halbwegs überstanden war, und ich am nächsten Tag zwar noch sehr lichtempfindlich, jedoch ohne Kopfschmerzen und Übelkeit zumindest im Salon sitzen konnte, kamen wir relativ schnell auf Schneeblindheit. Der letzte Törn war der erste in diesem Jahr mit beinahe durchgängig Kurs Süd. Ich hatte bisher keine Sonnenbrille benötigt und deswegen gar keine mitgenommen. Somit ging seit Grenå beinahe jeder Blick nach oben zu den Segeln direkt in die Sonne. Wie dumm von mir keine Sonnenbrille anzuziehen. Bei den bisherigen Kursen war das einfach nicht so aufgefallen, wobei sicherlich auch hier eine Sonnenbrille nicht geschadet hätte.
Nachdem Toni im Internet recherchiert und mir ein paar Horrorgeschichten von sich ablösender Netzhaut und ähnlichen Quälereien vorgelesen hatte, war ich sehr dankbar, dass es bei mir noch relativ glimpflich abgelaufen war. Klar, auf den Tag im Bett gestern mit Mörderkopfschmerzen hätte ich sehr gut verzichten können, aber es waren zumindest keine bleibenden Schäden entstanden. Auch Toni war immer noch nicht auf der Höhe, die Erkältung war hartnäckig. Wir entschieden noch drei Tage zu bleiben, um kein unnötiges Risiko einzugehen und uns auszukurieren.
In den Tagen darauf ging es uns wieder einigermaßen, die Decke fiel uns auf den Kopf und wir fühlten uns gut genug um die Umgebung zu erkunden. Wir schlenderten durch die hübschen Gässchen von Ebeltoft, bestaunten einen alten Dreimaster, der dort fest vertäut lag, und bummelten durch eine riesig große Flomarkthalle. Dort fanden wir günstige Silberlöffel, Barometer und Socken, was ganz praktisch mit Blick auf eine zukünftige Wohnung war.
Zum Glück ließ uns das Wetter teilweise ganz froh sein, in einem sicheren Hafen zu liegen.
Am letzten Hafentag unternahmen wir noch eine süße beschauliche Wanderung über die Landzunge von Ebeltöft. Richtig schön natürlich war es hier. Wir können nur sagen: Denmark at it’s best!
Mit diesen Eindrücken, und einigermaßen erholt, fuhren wir am nächsten Tag wieder aufs Meer hinaus.
Kurs Süd, auf nach Tunø!
Schön, wieder von euch zu hören und noch ein bißchen an eurer lange beendeten Reise teilzuhaben.
Schön dass es immernoch so eifrige LeserInnen gibt, die Spaß daran haben unsere längst beendete Reise und unsere alten Abenteuer zu verfolgen!
Irgendwann kommt der Blog auch noch am Ende der Reise an 🙂