Aus und Vorbei

Ha! So sang- und klanglos verabschieden wir uns nicht ins Ende dieses Blogs 😛

Kaum in Kiel an der Reventlou-Brücke angelegt, verscheucht uns der Hafenmeister auf seine ganz eigene freundliche Art nach drei Tagen an einen anderen Steg – nach Düsternbrook. Uns soll es recht sein, haben wir doch schon genug Zeit gehabt um uns mit den Nachbarbooten anzufreunden und auch danach noch Kontakt zu halten. In Düsternbrook dürfen wir dann die verbleibenden 4 Wochen bis zum Krantermin bleiben.

Das hieß also, noch 4 Wochen an Bord leben, während man schon wieder zurück in der Heimat ist. Ein schönes und zugleich seltsames Gefühl ist das! Aber es läuft, und zwar in großen Sprüngen. Über Kontakte kommen wir recht schnell an eine wunderschöne Wohnung – so schnell geht das in Kiel gefühlt sonst nicht mit der Wohnungssuche. (Heute, beinahe 3 Jahre später, wohnen wir immernoch dort und sind sehr sehr glücklich hier). Von einem Freund aus unserem Segelverein bekommen wir für die ersten Monate ein Auto geliehen, was für uns in der aktuellen Situation extrem hilfreich ist. Danke nochmal, Fiete!

Ansonsten hieß es jetzt: Aufräumen, Ausräumen, erste Kisten umziehen, Blog schreiben, Kaffee mit alten und neuen Freunden trinken, und und und…

Außerdem haben wir in der „Wartezeit“ noch ein paar kleinere Projekte an Scarlett verwirklicht: Die Anzeige des Windmessers zeigte nicht mehr ordentlich an (nur ein lockeres Kabel), und bei der Gelegenheit konnte das Steuerpult auch gleich zerlegt und neu gestrichen werden.

Und zwischendurch dachten wir uns immer wieder: Wow, selbst in Kiel auf einem Boot zu leben ist wunderschön! Was man hier so nah am Wasser so alles entdeckt…

Dann wurde es langsam ernst: Winterlager an Land stand an. Unser Glück spielte uns einen sehr guten, passenden und dazu noch preiswerten Winterlagerbock in die Hände. Wir freuten uns wie Oskar als wir ihn abholten und auf dem Vereinsgelände entluden. Damit stand dem Einlagern an Land nichts mehr im Wege. Da konnten wir auch gleich abriggen, also die Segel abschlagen und einlagern, und die Masten legen.

Ganz nackt ohne ihre Segel…

Währenddessen verstopft mal wieder unsere Seewassertoilette. Das ist auf dieser Reise tatsächlich schon öfters passiert – nein, nicht aus den großen Gründen! Es war bisher immer der Seewasser-Zulauf verstopft, mit dem das Klo gespült wurde. So auch diesmal. Die bisherigen Male waren jedoch auf Algen zurückzuführen, die den Einlass verstopften. Algen gabs hier keine… aber einen Mini-Aal.

Ja, und dann?. Off with her head! Unsere letzte Fahrt auf Scarlett mit stehendem Rigg. Es kommt uns vor wie der Gang zum Schafott.

In dieser Zeit im Düsternbrooker Hafen läuft auch der ein oder andere Sturm durch die Kieler Förde. Es war ja schließlich mitten im Herbst, da gehört sowas dazu. Teilweise steigt das Wasser durch die Sturmflut so hoch, dass wir froh waren unsere Gummistiefel an Bord zu haben.

Nun denn, der große Tag! Scarlett kam aus dem Wasser, und wieder an Land. Sie war nun schon wirklich lange im Wasser gewesen, und wir sind ganz gespannt wie zugewachsen sie unter Wasser aussieht. Wir sind ganz aufgeregt! Werden die Gurte halten? Wird sie einfach auseinander brechen? Passt der Lagerbock? Oha.

Aber – und das war ja eigentlich auch klar – es hat mal wieder alles gepasst 🙂

Nun steht sie dort, fest verankert auf ihrem Winterliegeplatz. Uns fällt ein riesengroßer Stein vom Herzen. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen.

Wir gehen an Bord, und uns wird erstmal fast schlecht. Es ist ein unglaublich seltsames Gefühl hier zu sein, und nichts schaukelt. Ein ganzes Jahr waren wir in diesen „vier Wänden“ und haben uns an den sanften Rhytmus der alten Dame gewöhnt. Jetzt, hier an Land, steht sie stumm – und wir werden Landkrank!

Jetzt können wir endlich effizient den Umzug vom Boot in die Wohnung starten. Kaum zu glauben, doch wir haben 7 – in Worten: SIEBEN- volle Wagenladungen mit dem Kombi aus Scarlett in die Wohnung gebracht!

Die Winterarbeit beginnt. Ein paar Muscheln und Seepocken haben sich festgesetzt, aber alles noch völlig im Rahmen. Wir sind begeistert. Trotzdem muss das gesamte Unterwasserschiff gesäubert werden. Und weil wir schon dabei sind, wird gleich noch ordentlich geschliffen und gestrichen. Schick geworden ist sie.

Mit diesem wunderschönen Rumpf konnten wir sie mit bestem Gewissen verkaufen. Der Verkauf wurde noch im gleichen Winter abgewickelt, und der neue Besitzer scheint sehr glücklich mit ihr zu sein. Wie der Zufall so will, liegt Scarlett nun – beinahe 3 Jahre später – direkt neben unserer neuen Dame „Ilvy“. In der direkten Nachbarbox. Jedes Mal wenn wir an Bord gehen, sehen wir Scarlett nebenan und denken an diese Reise zurück, die hier endet.


Was haben wir doch für ein Glück!


4 Kommentare

Da kann ich mich nur anschließen ! Großes DANKE für die so schönen, liebevollen Berichte Eures abenteuerlichen Törns.
Gabi aus Kiel

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