Nach einem gemütlichen Vormittag hinter unserer ersten Schäreninsel legen wir von der Anlegeboje unter Segeln ab. Lautlos gleiten wir hinein in die zerklüftete Schärenwelt.
Bei einem Blick in die digitalen Seekarten kann einem ganz bange werden: Beim Reinzoomen werden immer mehr Felsen, Mini-Inseln und Landzungen sichtbar. Dazwischen sehr enge Fahrrinnen, teilweise abgesteckt durch Bojen, teilweise markieren die Felsen das natürliche Ende der Fahrrinne. Uns ist klar: Das wird aufregend! Zumal der Wind mal wieder von vorn kommt und wir uns einige Strecken kreuzend vorarbeiten werden.
Wir düsen zwischen engen Ufern hindurch. Links und rechts stehen die typischen, wunderschönen roten Häuschen, die so viel Wärme, Gemütlichkeit und Schweden ausstrahlen. Jedes Häuschen hat einen Steg und alles schreit „Sommer“. Ohne Seekarte wären wir hier nicht durchgefahren, viel zu nah sind die Ufer. Doch diese Einschätzungs-Skala stammt noch aus Kiel und der dänischen Ostsee. An den schwedischen Küsten ist das Wasser viel tiefer und die Ufer bestehen aus steilen Felsen. Das heißt, es wird schnell flach und wir können dichter unter Land fahren.
Dies testen wir auch gleich aus, indem wir ein enges Fahrwasser zwischen zwei Inseln hochkreuzen. Ich stehe an der Pinne und fahre die Wenden, während Paul unseren Tiefenmesser und die Seekarte sehr gut beobachtet und mir die Tiefen ansagt. Gefühlte 2 m vorm Felsen wenden wir.
Das Adrenalin pumpt.
Wir kommen kaum dazu, die wunderschöne Landschaft zu bestaunen. Es rauschen Vogelinseln (furchtbarer Geruch nach Vogelkacke), kleine weiße Leuchttürme und wunderschöne Inselformationen an uns vorbei, während wir uns gegenseitig zurufen, dass wir verdammt nah am Felsen sind.
Daran müssen wir uns erstmal gewöhnen, aber es ist fantastisch. Die Inseln verschieben sich hinter, unter und voreinander – ohne Seekarte hätte ich die Orientierung schon komplett verloren, so unzählig sind die Inseln und Erhebungen um uns herum. Ich kann mich gar nicht satt sehen an dieser atemberaubenden Natur und freue mich sehr, endlich Schärenluft zu schnuppern. Nach den letzten Wochen mit konkreten Tageszielen und tagesfüllenden Törns, können wir heute einfach anhalten wenn wir keine Lust mehr haben. Hinter fast jeder Insel gibt es Ankermöglichkeiten oder Anlegebojen. Herrlich!
Nach 3,5 h steuern wir eine der Anlegeboje an. Die Aufregung schlaucht – uns reicht es an Eindrücken für den heutigen Tag. Wir nehmen eine Boje hinter der Insel Saltärna und befinden uns direkt im nächsten Inselparadies.
Hier bleiben wir einen Tag, da dieser etwas stürmischer angesagt ist. Wir springen morgens ins eiskalte Wasser, frühstücken ausgiebig, paddeln mit Wicky an Land, erkunden die Insel und liegen schweigend auf warmen großen Felsen. Genau so hab ich mir die Schären vorgestellt.
Am Tag darauf geht es weiter bis nach Aspö. Eine größere Insel vor Karlskrona. Hier ist eine große Militärstation, weshalb wir viele Militärboote und ein Helikopter-Boot-Manöver beobachten. Wir kreuzen (was sonst) uns gegen den Ostwind Richtung Osten und passieren eine Brücke, die für uns geöffnet wird. In Aspö gibt es eine alte und sehr gut erhaltenen Citadelle, die einst Karlskrona beschützen sollte. Die Seeminen wurden wohl alle beseitigt, so sagt man. Hoffen wir mal das beste für unsere morgige Ausfahrt 🙂
Wir decken uns in einem kleinen Inselladen mit frischen Lebensmittel ein, waschen Wäsche und tanken unseren Wassertank voll. Denn an unserem nächsten, ganz besonderen Ziel gibt es weder Strom noch Frischwasser im Hafen.
Wohin es uns wohl verschlagen wird!? Rate mit, und lass einen Kommentar da!
Vielleicht gen Stockholm?
Das ist unser Langzeit-Ziel 🙂
Nach Sturkö, Torhamn und dann gen Norden? Um Torhamn sind aber auch viele Steinchen im Wasser 😉
Bald fahrt ihr gen Norden, dann dreht bestimmt der Wind … ;););)
Ich rate mal nicht 😁 aber diese Landschaft ist doch einfach ein Traum. Platz und Raum um einfach Mensch zu sein und trotzdem ist alles irgendwie vernetzt. Der Hammer 😊🌈 Ich bleibe weiter gespannt… 😁