Montagmorgen, der Hafenmeister ist da, wir holen den Brief ab. Kaum zu glauben, dass es endlich soweit ist. Klasse, die Woche fängt gut an! Kaum eingelegt ins Handy, muss Toni leider feststellen, dass sie trotzdem kein Netz hat. Also eine weitere Runde in der Telefonwarteschleife beim Netzprovider ihres Vertrauens… (später klappt’s dann, juchuuu).
Wir verlassen Ystadt, lange genug auf Warteposition gewesen. Der Wind ist gut angesagt, zwar von vorne aber in angenehmer Stärke.
Es sollte anders kommen. Wir kreuzen aus dem Hafen raus, und kämpfen uns gegen eine noch vom Vortag stehende Welle. Der Wind nimmt immer weiter ab. Zwei Stunden später schlagen die Segel nur noch, Flaute. Wir nehmen alles an Tuch runter, werfen den Motor an und los geht’s. Recht unangenehmes Geschaukel an Bord stellt sich aufgrund der Welle gegenan ein. Uns wird leicht schlecht, es schlägt auf die Stimmung. Auch das ist Segeln…
Nur wenig später ist nicht nur der Wind weg, sondern es ziehen auch fette Regenwolken auf. Ich springe schnell in mein äußerst schickes Regengewand – ich glaube zum ersten Mal auf dieser Reise. Kein schlechter Schnitt!
Als wir nachmittags in Skillinge ankommen, ist der Motor heute echt lange gelaufen. Auf diesen Tag auf dem Wasser hätten wir gut verzichten können: lautes Geknatter, schlagende Segel, Welle, Übelkeit, schlechte Laune. Da ist Potential nach oben!
Der Rest des Tages in Skillinge entschädigt uns für die Strapazen. Wir schlendern mit frisch gebrühtem Kaffee in unseren Thermobechern am Ufer entlang, bewundern haufenweise alte, heruntergekommene Traditionssegler in der benachbarten Werft, riechen den Duft des Meeres, zählen Seevögel. Abends schreibe ich für unseren Blog den Beitrag #12 während Toni uns ein Festmahl zaubert.
Oh achso, und die Drohne steigt natürlich auch noch zu einer genüsslichen Runde auf.
Für den nächsten Tag ist endlich mal Wind aus der richtigen Richtung angesagt: Süd-Südost. Raumwind, das hatten wir ja bisher beinahe noch nie. Morgens aber noch Gegenwind. Da wir heute den großen Schlag über die Hanö-Bucht nach Karlskrona wagen wollen, müssen wir jedoch früh anfangen. Also legen wir 9 Uhr ab, und kreuzen die ersten Stunden gegenan um irgendwie Strecke zu machen.
Toni hatte mir die letzten Tage über eine wunderschöne Mütze gestrickt. Das Design haben wir uns selbst überlegt, und sie hat es dann in ein Strickmuster gegossen und die Nadeln glühen lassen. Merino-Schurwolle auf dem Kopf, dick und flauschig, mit geschützten Ohren: ein Traum auf See 🙂
Kaum hat der Wind gedreht, fliegt Ilvy davon. Ach, das ist Segeln, das ist das Leben! Wahnsinn, die Wellen rauschen nur so unter uns durch. 5 kn, 6 kn, 7 kn. Irgendwann wird es Zeit zu Reffen, was in drei Sekunden erledigt ist. Ein Traum. Dazwischen Stricken, Essen, in die Wolken schauen, der weißen Gischt folgen, dem Wind lauschen.
Alsbald türmen sich am Horizont dunkle Wolken. Richtig düstre Gesellen rollen da an, die Böenwalzen sind schon von weitem erkennbar.
Ich werfe mich mal wieder in Schale, während Toni unter Deck alles sturm- und regensicher macht. Vorsorglich reffen wir über die Hälfte des gelben Lappens weg, bevor er zum Feuchttuch wird.
Doch wir haben unglaubliches Glück. Zwischen all den schwarzen Wolken, die auf uns zu rollen, erscheint eine winzige Lücke. Hier scheint die Sonne, und Ilvy hält genau darauf zu. Während der Himmel um uns nach einem kleinen Weltuntergang aussieht, schiebt sich Ilvy frohgemut durch die Sonnenstrahlen. Wir bekommen 2 Regentropfen ab (haben nachgezählt!).
Na jedenfalls ist nach dem Durchzug der Regenfront erstmal nich mehr so viel mit Wind. Schade eigentlich! Wir dümpeln auf offener See, mitten in der Hanö-Bucht, und kommen auf den Gedanken doch mal nachzurechnen, wie weit es denn noch ist und wie lange wir dafür brauchen. Dabei bekommen wir einen kleinen Schreck, denn es würde nach Mitternacht werden. Also hin und her überlegt, und schließlich einen Entschluss gefasst:
Wir brechen ab. Aus, Ende. Morgen geht’s mit dem Flieger nach Hause.
Also fast, alles bis auf den Flieger. Wir brechen mit unserem Ziel nach Karlskrona zu kommen, gehen auf Kurs West und nehmen stattdessen Tärnö ins Visier. Dort gibt es eine gut geschützte Ankerbucht, mit Anlegebojen vom SXK. Das spart uns mindestens zwei Stunden. Wenn wir Glück haben, laufen wir mit der Dämmerung ein.
Die Stimmung steigt wieder.
Jetzt geht das Fliegen weiter, wir sind echt richtig schnell platt vorm Wind. Das ist auch notwendig, denn wir haben noch einige Stunden vor uns. Nach bisher 10 h auf dem Wasser, und noch ohne Land in Sicht, reichts auch mal mit verträumt in die Wolken gucken. Ist ja auch nur Wasser und Luft. Stattdessen sind wir dankbar, dass es sowas wie eine Bluetooth-Box gibt, und ziehen uns eine Folge nach der anderen vom „Geschichten aus der Geschichte“ Podcast rein. Kaum haben wir die Insel Hanö querab, geht die Sonne unter. Jetzt noch eine knappe Stunde bevor es dunkel wird!
Wir laufen in der Dämmerung in die Schärenwelt von Blekinge ein. Unsere ersten Schären mit Ilvy. Richtig cool! Ein bisschen geht die Pumpe, ein bisschen wollen wir einfach nur ankommen. Es läuft alles ganz easy, eine von zwei Anlegebojen ist sogar noch frei – sodass wir dort einfach festmachen statt zu ankern. Entspannt!
Dann noch schnell aufklarieren (geht bei uns ratz fatz), ne Kleinigkeit essen und die Bojenflagge des SXK zum ersten Mal hissen. Und ja, ich mag meinen neuen Mützen-Style sehr 🙂
Wir liegen die erste Nacht in der Bucht von Tärnö. In Schweden, in den Schären. Die Vögel hier in der Bucht klingen stark nach tropischem Urwald, nach Kakadus und Aras. Man man man, ist das schön hier! Können es kaum fassen, und schlafen ein.
Am nächsten Morgen frühstücken wir erstmal bei bombastischer Aussicht in der Sonne im Cockpit.
Es folgt Blog schreiben, Abwaschen, den Vormittag genießen. Heute haben wir keine Eile. Nachmittags wollen wir noch ein paar wenige Meilen Genuss-Segeln durch die Schären angehen, ansonsten Seele baumeln lassen.
Leben läuft!
Die gruseligen Wolken wären nix für mich aber die chice Mütze reißt alles raus.
Richtig tolle Landschaft!
Jetzt versteht man langsam warum es euch dahin zieht 😉
Die Mütze ist der absolute Wahnsinn. Freue mich schon auf viele kalte Stunden auf See, um sie zu tragen <3
Ich kann mich der Meinung über die Mütze nur anschließen. Sieht super aus!
Danke 🙂
Hey, echt cool, Mütze, Segel in Ikea-Farben – echt schwedisch! Und die Landschaft ist Wahnsinn. Seascapes, skyscapes, alles atemberaubend. Und ne Drone – supercool die Welt von oben zu sehen
Hej Julie, es ist einfach so so schön hier <3 und mit der Drohne ergeben sich nochmal ganz andere Blickwinkel!
Fühl dich gedrückt, und Grüße an die gesamte Rasselbande!
Antonia & Paul
Supergeile Mütze! Chic und funktionell!
Lasst Euch Zeit für den Schärengarten um Karlskrona – früher durften wir da nicht rein (militär.). Es ist sehr schön dort!
Wenn Ihr Karlskrona besucht, unbedingt das Schiffahrtsmuseum (Sammlung af Chapman – sehr bedeutend) besuchen.
Ja, oder!? Ich liebe sie <3
Karlskrona haben wir nicht besucht, aber setzen auf den Rückweg.
Schön dass du unsere Reise verfolgst, Ingo 🙂
LG Antonia & Paul