Die Tage sind kaum noch von der Nacht zu unterscheiden. Wir verhüllen unsere V-Koje nachts, um etwas Dunkelheit zu bekommen. Wir bleiben lange wach, weil unserem Zeitgefühl nicht mehr zu trauen ist. Es geht auf Midsommar zu!
Der Tipp für eine tolle Midsommarbucht kam abermals von der SY Stine – Harstena, die Mutter aller Schären, ist der place to be! Harstena ist ein kleines schwedisches Sommerdorf. Rund ein Dutzend Menschen leben hier das ganze Jahr über, der Rest kommt im Sommer. Sowohl für die Bäckerei, den Kiosk, die Fischräucherei und das Restaurant gilt die allgemeine Öffnungszeit: ab Midsommar! Ab dann haben die Schwedinnen und Schweden kollektiv Sommerferien, ab dann werden die Buchten voller und die Fahrwasser welliger.
Der Hafen von Harstena ist meist überfüllt und daher entscheiden wir uns für die große Bucht am anderen Ende der Schäre. Hier ist Platz für eine Menge Boote. Sowohl am Stein als auch vor Anker. Die Einfahrt in die Bucht ist schmal und zwei Boote könnten sich hier nicht begegnen. Wir gehen an einen breiten Stein und legen das erste Mal mit Heckanker an. Direkt mit viel Publikum, denn die Bucht ist schon gut besucht. Gut besucht? Das dachten wir jedenfalls, aber wir hatten keine Ahnung was noch auf uns zu kommt.
Ein paar Plätze weiter liegt auch schon die Stine und hilft uns beim Leinen annehmen. Wir „grillen“ auf dem Stein mit unserem Spirituskocher und genießen das sommerliche Abendgefühl. Es gibt Pimentos, Maiskolben und Halloumi.
Am nächsten Tag erkunden wir die Insel und laufen die 1,5km ins Dorf. Es ist Mittwoch und obwohl hier am Freitag die Sause des ganzen Jahres startet, liegt Harstena fast noch im Winterschlaf. Ein paar Vorbereitungen können wir dann aber doch erspähen. Im Kiosk werden Regal befüllt (die Waren werden mit Quad angeliefert), die Hinweisschilder für Bäcker etc. werden gerade verteilt und an manchen Ecken sind Rasenmäher im Einsatz. Ich bin sehr gespannt, wie es hier in zwei Tagen aussieht.
In der Bäckerei schauen wir auch vorbei. Sie ist offen, es liegen ein paar Brötchen in der Auslage. Es ist ein Softopening wie uns die Bäckerin erklärt. Sie ist recht verzweifelt, da ein Ofen ausgefallen ist und das zum wichtigsten Wochenende im ganzen Sommer. Ihr Bezahlsystem ist auch noch nicht hochgefahren, daher gibt sie uns die Brötchen so mit. Wir sind baff und versprechen morgen wiederzukommen und zu bezahlen. Dann hat sie auch Kanelbullar.
Wir schalten ein neues Fikalevel frei. Etwas trocken gewordene Zimtschnecken aus dem Supermarkt wieder auffreshen und arme Ritter draus machen. Eingeweicht in Hafermilch und Ei wird aus bröselnden Zimtschnecken eine Delikatesse.
Am Nachmittag herrscht reges Kommen und Gehen in der Bucht. Uns fällt ein kreisendes platzsuchendes Boot mit jungen Menschen auf. Tatsächlich haben wir bisher selten junge segelnde Menschen getroffen, weshalb wir etwas bedürftig winken und ihnen zu verstehen geben, dass unser Fels der Schönste ist. Es klappt und hat sich sowas von gelohnt. Von Bord der SY Calando Blue klettern Linja, Lennart und Toni. Die Chemie passt sofort und ab diesem Moment sind wir quasi unzertrennlich. Direkt nach dem Anlegen kommen sie auf einen Kaffee zu uns. Daraus wird gemeinsames Fußball gucken und Abendessen. Wir schnacken, lachen ausgelassen und produzieren am laufenden Band Running Gag.
Ich glaube Midsommar wird wunderbar!
„…bedürftig winken und ihnen zu verstehen geben, dass euer Fels der Schönste ist“- ist schön ❤
Kann ich mir bildlich vorstellen, wie das aussah- hihi
❤️