Nach dem schönen Naturreservat mit dichtem Wald trauen wir uns in die kargeren und raueren Außenschären und steuern Landsort an. Der Wind pustet heute etwas kräftiger und soll noch etwas zunehmen. Wir machen heute ein paar Meilen mehr als sonst und rechnen mit Seegang, da Teile der Strecke nicht durch Schären abgedeckt sind. Also alles anders als in den letzten Segeltagen und wir haben Lust auf die Abwechslung. Was gleich bleibt, ist, dass Paul verlässlich die engsten Durchfahrten heraussucht.
Wir haben ordentlichen Halbwind und preschen verdammt schnell durchs Wasser. Die Wellen sind ungewohnt. Wir sind wohl etwas verweichlicht in den spiegelglatten Schärengärten. Kurz vor Landsort dreht der Wind nochmal richtig auf. Ich checke den Hafen und seine Konditionen. Ganz schön teuer, wenige Plätze und kaum nützlichen Service (Wasser, Dusche, Waschmaschine etc.). Also doch lieber in die Schären ringsherum und an den Fels? Ein weiterer Blick auf den Wetterbericht lässt auch diese Pläne platzen. Für die nächsten 3 Tage ist plötzlich Starkwind angesagt. Wir können nicht einschätzen wie ungemütlich es in den ausgesetzten Außenschären mit Seegang werden kann und finden keine alles abdeckende Bucht. Daher drehen wir ab. Tschüß Außenschären, Moin Innenschären. Den gesegelten Umweg macht der Vorwindkurs, den wir nun fahren, absolut wett. Wir fliegen und surfen auf den Wellen. Neues Ziel: Fifång!
Dort gehen wir an den Fels und vertäuen uns auch gleich seitwärts am Baum, denn ganz optimal ausgerichtet zur Windrichtung liegen wir nicht. Aber die hohen Bäume vor uns werden den Wind schon abhalten. Hier können wir Starkwind gut abwettern.
Fifång ist ebenfalls Naturschutzgebiet und daher gut ausgestattet mit Wanderwegen, Klo- und Müllhäuschen sowie einem Steg zum Anlanden des Versorgungsboots.
Der nächste Tag ist eher faul angelegt. Wir sind irgendwie müde, schlapp und fühlen uns kränklich. Also ruhige Kugel schieben, Blog schreiben, Lesen und Schlafen. Verrückterweise landet auch die Use heute in dieser Bucht und ankert hinter uns. Doch weil wir sie nicht anstecken wollen, falls wir wirklich krank werden, bleibt es beim entfernten Winken und Nachrichten schreiben. An diesem Tag fertigt Paul meinem Schnitzmesser eine wunderschöne Lederscheide mit türkischem Bund. Ab jetzt ist es sowas von stilvoll verpackt!
Der zweite Tage läuft besser, fitter, energetischer. Offenbar brauchten wir einfach mal ne Pause. Jetzt haben wir wieder Platz für neue Eindrücke und streifen über die Insel entlang des orangenen Wanderwegs. Die Insel ist sehr abwechslungsreich und wechselt zwischen dicht bemoosten Wäldern, Felsen, Wiesen und Sumpfgebieten zu Weiden, Schilfgürteln und einem weiteren kleinen Naturhafen am anderen Ende der Insel, der von einem Bootsverein geführt wird. Hier konnten wir leider nicht liegen, da er bei südlichen Winden nicht geschützt ist.
Den Abend lassen wir mit Pfannenpizza und der Fußball-EM ausklingen. Eigentlich sind wir beide nicht sehr an Fußball interessiert, aber Linja und Lennart (unsere Midsommarfreunde) haben uns angesteckt. Während des Spiels haben wir eine Standleitung via WhatsApp und so wird Fußball gucken zu einem riesigen Spaß.
In der Nacht kriegen wir ungeladenen Besuch. Beide wachen wir auf, weil wir Getrappel auf dem Deck hören. Paul macht die Dachluke auf und ich sehe gerade noch einen Fuchs am Fenster vorbei huschen. Wir machen ordentlich Krach und hauen gegen die Decke, damit er verschwindet. Ich schnappe meine Brille, eile ins Cockpit und gucke an Land. Da steht er, ein schöner eleganter Fuchs. Er guckt mich unaufgeregt an und macht gar keine Anstalten ertappt wegzulaufen. Im Gegenteil, trotz meines Klatschens stolziert er seelenruhig zum nächsten Boot und versucht auf deren Bug zu springen. Frechfuchs! Doch diese Crew war cleverer und hat ihr Vorsegel so in den Bugkorb geklemmt, dass nur todesmutige Springer an Deck springen könnten. So mutig ist unser Fuchs dann doch nicht und macht langsam die Biege Richtung Wald. Als ich mich im Cockpit umsehe, sieht alles aus wie vorher und das dreckige Geschirr hat der Fuchs leider auch nicht abgewaschen. Doch da fällt es mir auf: der knallrote Deckel unserer Omnia strahlt mich nicht mehr an – und das obwohl das Unterteil noch an Ort und Stelle liegt. Ich sehe mich um und suche das Wasser rund um Ilvy ab, aber nirgends kann ich ihn erspähen. Wütend auf mein Vergangenheits-Ich, dass sich abends noch gefragt hat, ob der leichte Aludeckel bei dem Wind vielleicht besser am Boden des Cockpits aufgehoben ist, lege ich mich wieder schlafen.
Am Morgen hat sich der Wind etwas beruhigt und somit auch das Wasser um uns herum. Wir können leichter auf den Meeresgrund sehen und fahren das Areal um unser Boot in passender Windrichtung mit Wicky ab. Die rote bzw. silberne Farbe des Deckels müsste doch zu sehen sein auf dem sonst grünbraunen Meeresboden. Und dann wird es richtig professionell und ich krame meine Schnorchelmaske raus. Zuerst versucht es Paul, aber mit Brille gestaltet sich das schwierig. Also mach ich meine Kontaklinsen rein, ziehe die Maske straff und tauche ein ins kühle Nass. Aber nicht schwimmend.. nene. Mit hochgerecktem Hinterteil, kniend im Schlauboot und nur dem Kopf unter Wasser während Paul versucht uns rudernd auf Kurs zu halten. Wir waren aufjedenfall das Morgenhighlight unserer Bootsnachbarn… gefunden haben wir leider trotzdem nichts. Ob nun der Fuchs den Deckel mit der Nase von Bord gefegt hat oder der starke Wind, wir werden es wohl nie erfahren! Ein neuer Omniadeckel kommt in jedem Falle auf die „ToDo-Liste“ für Stockholm.
Ich vermisse hier ein Foto von eurer zuletzt beschriebenen Suchaktion 😉
Vielleicht so aus Drohnenperspektive… mit dem grinsenden Fuchs an Land.
Naja- dann stell ich mir das halt nur vor.
Sehr lustig!