In Island ist das ja so, dass schon auch die Sonne im Sommer scheint. Meistens jedenfalls, denn dieses Jahr hat der Nordosten Islands den verregnetsten Sommer seit Jahrhunderten – wenn nicht gar Jahrtausenden – erlebt. In Reykjavik blauer Himmel und über 20°C, doch hier im Norden 5°C und Dauernieselregen. Die Farmer hier oben verzweifeln alle, weil sie ihre Ernte nicht einholen können und das Gras mit jedem Tag schlechter wird…
Ich hab auch so ne ziemlich gute Zeit 🙂 So hab ich zum Beispiel erfahren, dass Isländer manchmal beim Ein- und Ausatmen reden. Ziemlich beeindruckend das zu erleben, vor allem weil das, was sie dann so schnell loswerden wollen, meistens spannend ist! Hat mich ein bisschen an Goofie’s Lache erinnert 😀
Wir haben ein altes Auto von Axel geschlachtet, und uns wie die Mechaniker vom Schrottplatz gefühlt. Ludolfs oder so. Das Teil war wirklich schon mehr als durch, so viel gab es nicht mehr zu retten. Trotzdem mega interessant, wie simpel und gleichzeitig robust Autos gebaut werden können. Faszinierend, wenn die Technik auf die Bedürfnisse der Anwender zugeschnitten ist. Da könnten sich die meisten heutigen Autobauer ne Scheibe von abschneiden…
Einige Schafe haben den kalten Sommer nicht so gut vertragen. Bis auf das Wetter ist es uns unerklärlich, warum überdurchschnittlich viele von ihnen hopps gegangen sind. Naja, Schafe sterben ziemlich schnell, scheint ihr Hobby zu sein. Es genügt wenn sie auf den Rücken fallen, dann kommen sie nicht mehr hoch und werden bei lebendigem Leib von Raben gefressen… Naja, ich hatte jedenfalls den ehrenhaften Job die armen Dinger einzusammeln. Das stank fürchterlich, ich habe selten eine so eklige Arbeit verrichtet 😀
Wenn man jeden Tag zusammen arbeitet, so wie Axel und ich, dann lernt man die Stärken als auch die Schwächen des anderen ziemlich gut kennen. Aber es gehört dazu, sich manchmal auch ein wenig auf den Keks zu gehen. Vorallem dann wenn es nichts gibt, was man nach zwei Bier wieder aus der Welt schaffen kann. Überhaupt bin ich ziemlich begeistert davon dass wir so gut miteinander auskommen, da hätte ich es anders treffen können #Paul-Glück 😛
Durch den vielen Regen ist der Bach, der durch Gunnarsstadir führt, zu einem kleinen Fluss angewachsen. Das war innerhalb von wenigen Stunden passiert. Schon heftig, wie direkt die Landschaft hier auf Regen reagiert.
Zwischendurch konnte ich es mir einfach nicht nehmen lassen, nochmal mit dem Quad an den Hausstrand zu fahren 😀
Eines Tages war ein Freund von Axel zu Besuch, der hier sein Motorrad abstellen wollte. Er ist Matrose auf einem großen Fischtrawler und hat gerade Landgang. Nach dem gemeinsamen Abendessen hat er uns allen dann in Thorshöfn das Schiff gezeigt. Krasses Teil! 80 Meter, 4 Jahre alt, alles vom Feinsten. Nur 8 Jungs an Bord, und davon nur 3 an Deck um die riesigen Schlepp- und Ringwadennetze zu bedienen. Die nehmen nach 6 Tagen auf See 2500 Tonnen Fisch mit nach Hause. Heftig… Das sind dann wohl diese Schiffe in deren Kielwasser das Meer tot zurück bleibt 🙁 Find ich nicht gut! Das Schiff war trotzdem äußerst interessant. Der komplette Crew-Bereich war holzvertäfelt und mit Echtholz-Fußboden verlegt. Die Kabinen boten massig Platz. Die Brücke war ein Gaumenschmauß, da wären einige der >100m Megayachten vor Neid erblasst. Doch das beste: über der Brücke befand sich ein Fitnessraum mit 360° Panoramaverglasung. Echt heftig! Der Fischfang muss sich hier noch lohnen..
Zur Feier des Tages sind wir dann alle mit den Matrosen noch ins Báran, der einzigen Bar im Umkreis von Lichtjahren. Hier arbeitet Ómar tagsüber. Ich glaube die waren kurz vorm Schließen als wir reinkamen, die Gesichter der Barkeeper waren jedenfalls alles andere als begeistert als wir zu zehnt oder so um Mitternacht dort eingefallen sind 😀 Der Abend war feuchtfröhlich, es gab Bier bis keine leeren Bierdosen mehr auf den Tisch gepasst haben und die Jungs waren alle schwer in Ordnung! Die waren ganz begeistert von Scarlett und konnten es gar nicht glauben, dass wir mit ihr durchs Mittelmeer fahren wollten. Wir hatten dann noch Diskussionen über Radar und AIS, und es wurde einiges an Seemannsgarn gesponnen 🙂 Irgendwann waren nur noch Axel, Vala und ich da, und Nick der Barbesitzer. Mit dem Barbesitzer himself zu trinken ist gefährlich, weil er die Schlüssel zu dem guten Stoff hat… Ab da gab’s nur noch Freigetränke!
Nur so viel: am nächsten Tag hatte ich den Kater meines Lebens und lag den ganzen Tag im Bett. Seitdem hab ich auch keinen Alkohol mehr angerührt, wenn ich nur daran rieche wird mir schon schlecht 😀