Kurz nachdem wir in Les Roches-de-Condrieu festgemacht hatten, musste ich mich leider meiner Dusseligkeit stellen. Da waren wir losgefahren, obwohl noch ein Paket im Amazon Locker in Vienne ankommen sollte… Es half nichts, drei Tage später schwangen wir uns auf unsere Drahtesel und radelten den Weg zurück, den wir vorher mit Scarlett lang geeiert sind. Obwohl die beiden Räder echt langsam zu den Hassobjekten Nr.1 an Bord geworden sind, hat uns die tolle Route und der aufkommende Frühling mehr als entlohnt 🙂
Bevor wir losgedüst sind, wurde unsere Gas-Buddel übrigens noch leer. Unsere zweite, die erste hatte schon vorher das Zeitliche gesegnet. Diese beiden waren graue 5kg Flaschen aus Deutschland, und passten mehr schlecht als recht in den eh schon baufälligen Gaskasten. Sollte ja eh erneuert werden. Also packten wir nach der Radtour unseren Geilo-Meilo-Klapp-Anhänger aus und steuerten die nächste Tankstelle an. Die lag ein gutes Ende Richtung Süden, und auf dem Marsch dorthin lächelten uns diverse Kebap-Läden entgegen (keine Sorge, auf dem Rückweg haben wir uns ordentlich gegönnt 😉 ). Bei der Tankstelle angekommen, habe ich versucht der netten Frau hinterm Tresen zu erklären, dass wir eine Gasflasche mit Schraubverschluss bräuchten. Sie hat das nicht so richtig verstanden, was natürlich nicht an meinem Französisch lag!! Stattdessen war sie echt zuvorkommend und kam sogar mit raus in den Gasflaschen-Zwinger um mir alles zu zeigen. Nachdem ich die richtige Flasche ausgewählt hatte (13kg Propan), gab sie mir sogar noch 10€ Rabatt, der eigentlich nur bis zum Tag davor galt. Mega! 13kg Propan für 18€ – und das inklusive Pfand. Für den Preis würde es auch nicht schlimm sein, das Pfand nicht mehr einlösen zu können sondern die Gasflasche in Spanien/ Italien/ wo auch immer einfach zum Schrott zu bringen.
Mega glücklich über dieses Schnäppchen witzelten wir noch darüber, ob Clairgaz wohl aus Klärgruben abgezweigt wird. Zuhause kam in den nächsten Tagen dann der beschriebene Schock über das Ausmaß der Gasanlagen-Arbeiten. Seitdem steht Clair unnütz im Cockpit rum, und bringt uns mit ihrem bombenähnlichen Design jeden Tag auf den Boden der Tatsachen zurück 😛
Auf unserer To-Do-Liste stand eigentlich schon länger (seit dem Kauf von Scarlett… ), das Fenster der Vorkoje auszutauschen. Die alte Scheibe hatte einen fetten Riss, und war nur provisorisch mit transparenter Klebefolie abgedichtet. Erst seit dem Aufenthalt bei meinen Eltern im November hatten wir eine Ersatzscheibe an Bord, doch es war seitdem einfach zu kalt gewesen um an Deck mit Kleber zu arbeiten. Also ran da, Scheibe einpassen und wieder ein Projekt abgehakt. Toni hat da einen tollen Job gemacht 🙂
Und was soll ich sagen, gleich mal noch nen kleinen Sonnenbrand eingefangen. Kann ja keiner ahnen, im März.
Was stand sonst noch auf dem Plan? Achso genau, Ankerwinsch. Die Gute war ja eh im Moment demontiert, da sie auf dem Bugspriet sitzt. Und sie war extrem schwergängig. Also die Chance genutzt, um sie zu warten. Am Anfang ging alles easy, nur eine Schraube zerstört beim Kopf abdrehen. Egal, hält auch so. Die Gute war jedoch so sehr mit Salz und Kalk zugesetzt, dass viele der Verbindungen nur mit extremer Gewalt zu öffnen waren.
Interessanterweise war sie deshalb so schwergängig, weil sich Salzablagerungen unter den Kunststoff-Gleitlagern gebildet hatten, die das Lager zusammenquetschten. Was es alles gibt! Ich glaube, die Gute sollte mindestens alle 5 Jahre mal demontiert werden. Half alles nix, und am Ende war sie komplett demontiert.
Nun noch den Schmoder wegschaben, die Wellen wieder schön plan schleifen, ordentlich Fett reinwichsen und alles wieder zusammenbauen.
Apropo langwierige Arbeiten: Der Bugspriet war ja wieder aufgerissen, er mochte wohl doch nicht ohne Jacke in den kalten Winterregen. Nagut, nach Rücksprache mit dem Bootsbauern unseres Vertrauens hatten wir den Plan, die Risse mit Expoxy auslaufen zu lassen, und den ganzen Bugspriet quer mit Gewindestangen zu zwingen. Damit sollte er die nächsten 50 Orkane locker aushalten.
Löchern Schrauben Ölen
Jetzt wird jeden dritten Tag (wenn es warm genug ist), eine weitere Lage Leinölfirnis aufgetragen. Und weil das so lecker riecht, haben wir gleich noch ein paar weitere Bauteile geölt: Badeleiter, Bugplattform und die hinteren Klampen. Toni hat sich ordentlich Mühe gegeben, das war richtig Arbeit das alles abzuschleifen und zu ölen.
Und meine hübsche Toni hat sich dann noch an eines ihrer Herzensprojekte gesetzt: Besteckhalter für die Pantry.
Die Zeit flog, wir kamen langsam aus unserer Sinnkrise heraus, und schlitterten – wie wahrscheinlich jeder – in die nächste Krise.
Erst wollten wir es nicht so richtig wahr habe, China ist ja weit weg. Man hörte von geplünderten Supermärkten und dergleichen. Und weil es eh mal wieder Zeit war, und wir uns gerne selbst ein Bild von der Situation im Supermarkt machen wollten, zogen wir mal wieder los für einen Großeinkauf.
Keine Sorge, wir wollten nicht Nationalstolz demonstrieren, das Klopapier war wirklich leer geworden! Tatsächlich war die Situation mega human im Supermarkt. Gut, das Nudelregal war etwas verstaubt, aber sonst war kaum was zu merken. Nur die Leute mit Maske erzeugten einen leicht apokalyptischen Eindruck.
Doch es sollte sich doch noch etwas zuspitzen, doch das erzähle ich ein andernmal…
25.02. – Mitte März