Nach den 40 Kilometern Grenzfluss zwischen Deutschland und Luxemburg lag Frankreich vor uns. Erstmal vorbei an Schengen und rein in die Schleuse, die dann schon zu Frankreich gehört. Noch in der Schleuse hissten wir unsere selbstgenähte Gastlandlfagge ganz glanzvoll an einem Besenstiel. Und dann waren wir endlich in Frankreich, das uns in den nächsten Wochen begleitet wird. Die Luft hinter der Schleuse roch direkt nach Baguette, Croissants, Pain au chocolat und Unmengen von Käse. Jedenfalls bildeten wir uns das ein.
Einen Anleger ohne Blick auf eine Burg könnten wir uns schon garnicht mehr vorstellen. Nur gut, dass auch bei diesem Steg eine Burg in Sichtweite war. Der Ausblick auf das beleuchtete Prachtwerk bei vollkommender Dunkelheit und Stille um einen herum war wirklich besonders.
Am nächsten Morgen gab es dann wieder was Neues: Frost. Über Nacht hatte sich unser Deck in eine Eisschlitterbahn verwandelt. Die Seile lagen festgefroren in ihren Windungen und waren kaum zu bewegen. Glitzernder Reif hatte sich auf Scarlett breit gemacht und die Pfützen auf unserer Abdeckplane waren zu Eisplatten geworden. Aber die Sonne strahlte schön und ich hatte Spaß daran die Eisplatten auf dem Steg in tausend kleine Splitter zerschellen zu lassen. Das Thermometer stieg nicht über 3°C aber die Sonne wärmte uns und taute alles wieder auf.
Der nächste Stopp war in Thionville. Das ist die erste größere französische Stadt hinter der Grenze. Ein kostenloser Stadtanleger machte uns auch hier sehr glücklich, obwohl er schon recht zerfallen wirkte. Wir streunerten durch die Stadt und suchten einen bestimmten Automaten, an dem wir uns eine lokale Simkarte für unseren Wlan-Router oragnisiseren konnten. 100GB für 30 €! Nicht schlecht Frankreich. Außerdem mussten wir uns noch eine Vignette der VNF (organisisert die französischen Wasserwege) kaufen, da man auf französischen Wasserstraßen eine Art Maut bezahlt. Wir schlenderten zur nächsten Schleuse mit dem Verkaufshäuschen. Auf dem Weg sahen wir riesige Baumstämme und Äste in der Mosel treiben. Soso, mit sowas müssen wir uns dann morgen wohl rumschlagen. Durch den erhöhten Pegelstand der letzten Tage wurde viel Treibgut vom Uferrand mobilisert und veranlasste einige Slalomfahrten.
Am Schleusenhäuschen wollten wir gerade alle Dokumenten für die Vignette ausfüllen, als auffiel, dass wir unseren Bootsschein vergessen hatten. Naja also wieder zurück. Bürokratie gibt es schließlich auch in Frankreich und ohne Schein geht nichts. Ich blieb an Bord und kümmerte mich schonmal ums Essen (Wraps mhh legga) während Paul nochmal losradelte.
Der Kauf der Vignette stellte sich dann als langwieriger raus als gedacht. Die VNF-Frau hatte erst ihren zweiten Arbeitstag und war etwas überfragt. Nach einem Anruf kam dann ihre Chefin nach dem Zubettbringen ihrer Kinder extra nochmal vorbei und stellte die Vignette aus. Durch Zufall kam das Gespräch dann auf unseren geplanten Weg und nachdem sie erst bestätigte, dass alles frei ist (mit Blick auf die Übersichtskarte der geplanten Sperrungen), guckte sie doch nochmal genauer am PC und kam kreidebleich zurück.
Dieses „Anders“ gestaltet sich folgendermaßen. Der Vogesenkanal der die Mosel mit der Saone verbindet ist leider wegen ungeplanten Reparaturen gesperrt und nicht befahrbar. Dies wäre der kürzeste Weg gewesen. Zum Glück hab ich Paul und sein Paul-Glück mit an Bord, denn der Vogesenkanal ist nicht die einzigste Möglichkeit um durch Frankreich ins Mittelmeer zu kommen. Es gibt noch die Route über den Rhein-Marne-Kanal und den Champagne-Burgund-Kanal. Diese Route würde uns erst nach Westen führen und dann in den Süden. Sie bedeutet in etwa 100 km und 99 Schleusen mehr. Das sind zwar kleine zu meist automatische Sportbootschleusen aber die müssen trotzdem gemacht werden. Den Rest des Abends verbrachten wir mit Routenrecherche und bemühten uns die Vorteile der Route bzw. das Glück, dass wir überhaupt weiter kommen, zu erkennen.
Am nächsten Morgen kamen Pauls Eltern nach Thionville. Obwohl wir schon wieder einige Tage unterwegs waren, brauchten die beiden nur 2 Stunden mit dem Auto. Nach einem gemeinsamen Frühstück starteten wir Richtung Metz. Das Wetter spielte mit (wie immer wenn wir Gäste haben) und dank wenig anderem Schiffsverkehr kamen wir in den Schleusen super voran. In Frankreich herrscht Schwimmwestenpflicht in den Schleusen, weswegen wir unsere Gäste in den Salon vertreiben mussten während den Schleusungen.
Angekommen in Metz machten wir an einer Steganlage ganz dicht am Stadtzentrum fest. Der Hafenmeister war sehr nett und konnte etwas Deutsch. Also kam man ins Plaudern. Sein Kommentar zu den Känalen durch die wir nun fahren müssten: „Na dann mal viel Spaß. Das ist wie durch Pudding fahren wegen dem Gras, Algen und anderem Kram“. Na das macht Hoffnung. Wir schlenderten über den Weihnachtsmarkt, tranken unseren ersten Glühwein der Saison und genossen die Stimmung in der Stadt. Metz ist wirklich eine sehr hübsche Stadt mit einer beeindruckenden Kathedrale. Neben dieser ist ein Riesenrad aufgebaut, mit dem wir fuhren. Ich bin überhaupt nicht schwindelfrei, aber die Kathedrale von oben zu sehen ist schon eine einmalige Chance. War wirklich schön.. aber ich habe echt gelitten.
Am nächsten Tag frühstückten wir zusammen auf dem Boot mit franzözsichem Baguette, Salamis aller Art, Croissants, Pain au chocolat und Käse!! Kulinarisch gesehen muss sich unserer Besuch in Metz aufjedenfall nicht verstecken. Während Pauls Eltern die Stadt unsicher machten, bauten wir unseren Kühlschrank aus, da wir ihn wegen seinem hohen Stromverbrauch (er hat sogar ein Eisfach) eh nie benutzen und wenn wir irgendwann in wärmere Gefilde kommen eine andere Möglichkeit finden werden. Außerdem lockte uns der freiwerdende Stauraum. Das Ding ist echt groß. Das merkten wir auch, als wir ihn nicht aus der Tür bekamen. Da blieb nur das Dachfenster auseinander zu schrauben, um den Guten aus dem Boot zu befördern. Am Nachmittag wollten wir das Auto von Pauls Eltern nutzen und machten ein paar Erledigungen wie Baumarkt, Diesel, Gas und Lebensmittel. Leider war diese Aktion nur zur Hälfte erfolgreich und die meiste Zeit steckten wir im Feierabendverkehr fest. Zuerst ärgerten wir uns, dass wir den Abend nicht besser in der Stadt bei einem Glühwein genutzt haben aber als sich dann ein Freund von mir zu Besuch anmeldete, war der Ärger schnell verfolgen. Wir hatten schon ein paar Mal versucht uns zu treffen, aber unsere Strecke und Haltepunkte sind immer so spontan, dass ein langfristiges Absprechen eigentlich unmöglich ist. Wir wissen meist am Morgen noch nicht, wie weit wir an dem Tag kommen und selbst wenn, gibt es genug Stege oder Hafengelände, die abgeschlossen sind und uns garnicht an Land lassen.
Und zack standen die zwei Hübschen Ivo und Bonnie vor unserem Boot. Ivo wohnt in Holland und ist extra über 4 Stunden zu uns gefahren. Der Besuch der beiden brachte zwei Premieren mit sich. Zum Einen unseren ersten Übernachtsungsbesuch und zum Anderen unseren ersten Hund an Bord.
Nach einer Bootsführung und dem Verspeisen der leckeren Küchlein, die Ivo mitgebracht hat, spazierten wir durch das weihnachtliche Metz und tranken Glühwein. Abends machten wir es uns mit Pilzrisotto und Rotwein gemütlich.
Eigentlich hatten wir die V-Koje im Vorschiff für Gäste vorgesehen aber mit der Zeit merkten wir, dass wir den Stauraum einfach brauchen. Also kam uns die Idee eine Luftmatratze zu kaufen, den Tisch abzulassen und diese darauf zu legen und siehe da, es war ganz gemütlich. Bonnie passte sogar noch unter den Tisch und war sowieso ein super lieber Bordhund und extrem brav. Am nächsten Morgen fuhr Ivo wieder Richtung Holland und wir Richtung Rhein-Marne-Kanal. Er winkte uns vom Steg zu und Bonnie war sicher froh nicht nochmal über den Relingzaun gehoben zu werden 😉
Ivo vielen Dank, dass du extra gekommen bist!
In unser letzten Schleuse in der Mosel kam die Schleusenwärterin zu uns und fragte wo wir noch hinwollen. Leider meinte sie, dass wir uns hätten anmelden müssen, um noch an dem Nachmittag in den Rhein-Marne-Kanal zu fahren. Naja die Vignettenverkäuferin sagte was anderes aber nicht zu ändern und auch schwer zu erklären auf französisch. Wir legten vor der Einfahrt in den Kanal etwas unkonventionell an einem Anleger für große Schiffe an und schlenderten nach Toul. Dort kauften wir französische Gebäckleckereien und machten es uns gemütlich. Den verfrühten Feierabend nutzen wir für Basteleien. Ich strickte den Islandpulli weiter und Paul spleißte unsere neuen Ankertaue. Unser Adventsgesteck hatte auch noch eine Herzattacke, als Paul die Kerze befestigen wollte 😀
Nach 25 Schleusen, vielen Flusswindungen und circa 370 Kilometer verabschiedeten wir uns von der Mosel und der Berufsschifffahrt. Am nächsten Tag sollte es in den Rhein-Marne-Kanal gehen, der nur noch selten von kleinen Berufsschiffen benutzt wird.
30.11 – 08.12.2019
Ich freue mich schon auf den nächsten Bericht und wünsche euch gutes Vorankommen mit weiterhin viel Freude bei allem was ihr unternehmt. LG Catherine