Adäquater Pferdeersatz

Samstagabend und Montagmorgen habe ich genutzt um ein bisschen am Blog weiter zu schreiben. Abends dachte ich auf einmal so, hej, dieses Geräusch ist aber seltsam. Das muss ja ne fette Biene sein. Irgendwie kann das kein Tier sein. Aaaahhhhh, schnell zum Fenster, und tatsächlich, es war die Drohne auf dem Heimweg vom Feld. Sie flog direkt über meine Hütte hinweg. Hab kräftig gewunken, aber Axel hat mich nicht gesehen. Sehr gut, sein Fokus lag also nicht auf Paul-Ausspähen 😛

Das war dann irgendwie noch ein bisschen unheimlich mit dem hellen Dämmerlicht nachts um 1. Es war einfach so hell wie tagsüber. So strange. Wie soll man da einschlafen?

Morgens hab ich im Sonnenschein auf der Terrasse gesessen, mit Kaurl dem Hund von Johan. Mit Kaffee in der Hand den Blog zu schreiben war schon echt Luxus.Johan kam dabei noch mit Quad und Büchse auf nen Schnack vorbei und grinste wie so oft auf eine mega süße Opa-Art. Er wollte mit dem Quad raus um Polarfüchse zu jagen. Wenn es zu viele werden fressen sie die Lämmer, also die Einnahmequelle des Hofes. Achso, hier werden die Lämmer an den Schlachter verkauft, nicht die Wolle. Ich hab natürlich mit leuchtenden Augen gefragt ob ich mitkommen darf. Er meinte, heute wär’s nicht so gut, aber nächstes Mal. Geiiiiiel 😀

Weiter geht’s im Stall, Wir sind freaking fast. Axel freut sich richtig doll dass wir so gut voran kommen und sagt, ich sei zwar erst drei Tage da, doch er kann jetzt schon sagen dass ich der beste Workawayer wäre der jemals dort war. Ich sehe wohl die Arbeit und man müsse mir nicht alles dreimal erklären. Wow! Tolles Kompliment, vielen vielen Dank, Tak!!!

Weil der Hochdruckreiniger so laut ist, fasse ich mir ein Herz und gröle laut vor mich hin. Vala singt ziemlich gut, und sie meinte am Abend davor dass man das durch Training hinbekommt. Die Stimmbänder sind auch nur Muskeln. Ich sagte im Scherz, dass ich dann einfach im Stall singe. Haha, und nun war es soweit. Ich wollte nicht dass es jemand hört, doch Axel hat es glaub ich gemerkt und schmunzelte vor sich hin. Naja, mal sehen 😉

Ausserdem hat man bei so körperlichen, monotonen Arbeiten ja viel Zeit zum Nachdenken. Ich hab an zukünftige Boote und Möglichkeiten zum Geldverdienen mit einem zukünftigen Boot gedacht… Es bleibt spannend 🙂 🙂 🙂 
Während wir im Stall geschrubbt, gescheuert und gehochdruckreinigt haben, waren die beiden Wikingerrabauken vorm Stall im Bach fischen. Haben richtig große Sachen rausgezogen. Hauptsächlich Schuhsohlen und Steine. Alle 10 Minuten kam Ragnar mit Hundeblick rein zu mir, ob ich ihm helfen könnte, der Angelhaken hängt unter einem Stein fest. Für die beiden Jungs würde ich fast alles tun 🙂


Der riesige Stall war zu dem Zeitpunkt ganz leer. Der ganze Stall? Nein, ein kleines Abteil hielt sich tapfer gegen den Reinigungswahn. Darin: das Waisenlamm, völlig einsam und verzweifelt am blöken. Das Arme… Hab es keine 10 Minuten ausgehalten, und es dann befreit. Als Dank ist es mir den ganzen Tag beim Reinigen hinterher gelaufen. Und vorneher. Und durch die Beine. Und dahin wo ich die Schaufel ansetzen wollte. Und schaute auch immer so treu-doof, dass ich ihm noch nicht mal böse sein konnte. Gemein! Aber süß. 

Nach dem Mittagessen ging es weiter. Ich war mit meinem Teil irgendwann fertig, und sollte mit Johan arbeiten. Wir haben ein bisschen aufgeräumt im Stall, und so dies und das getan. Dann den Pferden Heu gebracht 🙂 Schön, endlich zu meinen Lieblingstieren! Und 4 Tage alten Nachwuchs gab es auch noch obendrauf. Natürlich haben sie mich alle zur Begrüßung erstmal neugierig eingekreist und umringt. Johan saß im Traktor und wurde kurz unruhig, weil er nicht einschätzen konnte wie ich mit der Situation umgehe. Aber ich hab eh keine Angst vor Pferden, und war voll in meinem Element!


Hahaahaaaaaaa, danach meinte Johan er wisse auch nichts mehr für mich für heute. Überlegte kurz und sagte dann mit einem verschmitzten Lächeln, ich solle das Quad nehmen und die Schwäne von den Feldern verjagen. Jaaaaaaaaaaaa!!! Geil! Wer braucht schon Pferde zum Reiten!? 😀


Leider sind ollen Vögel viel zu schnell davon geflogen. Hätte sie gerne mehr gescheucht und das Quad an seine Grenzen gebracht. Naja, dafür mussten dann ein paar Schafe herhalten, haha 😛 Mein erstes Mal auf einem Quad, und dann gleich ne 750er. Sooooo krass, das macht richtig Laune!

Aber dann gab’s wirklich für den Tag nichts mehr zu tun. Aufhören wollte ich aber auch nicht solange Axel noch am Schuften war. Also hab ich mir sein Schweißgerät geschnappt und angefangen, aus altem Schrott einen Spaten zu schweißen, der exakt in die Rillen des Stalls passt. Da wird hoffentlich nächstes Jahr auf dieser wunderschönen Insel einer weniger fluchen! Axel kam dazu, und erzählte er hätte lange Zeit als Schweißer gearbeitet. Cool! Auf Werften, in Hafenbau, unter Wasser, auf Farmen, in KFZ-Läden, beinahe überall. Super cool! Er hat richtig Ahnung. Könnte sogar ein Aluminiumboot schweißen… soso 😉 Wir haben noch fast ne Stunde gefachsimpelt, und er hat mir einige coole Tricks und Kniffe gezeigt.

Erst später stellte sich heraus, dass der vermeintliche Schrott, den ich zerflext und geschweißt habe, ein wichtiges Ersatzteil für den Toyota Pickup war. Oh. Sah aus wie Schrott. Axel zuckt mit den Schultern und lacht 😀

Zum Abendessen gab es diesmal Sonntagsbraten, Lammkeule vom Hof, selbst eingelegt und mariniert. Dazu Käse-Rahm-Pfeffersauce. Ein echter Traum! Ausnahmsweise saß die ganze Familie zusammen. Das war mega witzig. Ich hab zwar nicht viel verstanden weil das Hauptgespräch dann doch auf isländisch war. Aber mit den Rabaukenjungs, Omar in der Pubertät und den beide  giggelnden Mädels gibt’s eigentlich immer was zu lachen 😀

Ich könnte eigentlich mal anfangen Fotos vom Essen hier zu machen. Von Pferdefleischsuppe über eine der besten Pizzen meines Lebens zu gefüllten Schafsmägen hat Vala schon einige echte Delikatessen gezaubert.
Hätte da jemand Interesse dran?

Axel hat danach den Stall fertig gemacht und ich hab weiter geschweißt. Dann haben wir noch eine Schafherde von einer riesen Wiese auf eine andere getrieben. Mit Quad, Pickup und zu Fuß. Das war ganz schön anstrengend und die Uhr war auch schon nach 9.Irgendwann war auch das geschafft. Um kurz nach 1 kamen wir rein. Haben uns noch ein Bier und Sandwiches gegönnt, geschnackt und der Sonne am Horizont zugeschaut. Die geht nämlich hier im Norden gerade nicht mehr unter.

Dann bin ich einfach nur noch ins Bett gefallen.

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