Von Västervik sind es ungefähr 15 Meilen bis nach Rågö. Bei Rückenwind ein wahrer Genuss. Die Sonne scheint und bald können wir unsere Jacken ausziehen. Wir gleiten durch die unwirkliche Schärenlandschaft und stellen fest, dass wir kaum noch Fotos machen. Fast schon normal ist der Anblick von bemoosten Steinen, dramatischen Schären, kleinen weißen Leuchttürmen und roten Häuschen geworden. Irgendwie schafft es auch keines unserer Fotos diese Schönheit realistisch einzufangen. Aber versteht mich nicht falsch, wir bewundern jeden Stein, jeden Kormoran und jeden Leuchtturm und kommen kaum aus dem „Oh guck mal da“ raus. So auch bei der Ankunft in Rågö.
Diesen Tipp haben wir von der Crew der SY Stine bekommen. Ein kostenloser Steg im Idyll – das muss man gesehen haben. Wir legen gegenüber der Stine an und fühlen uns direkt pudelwohl. Zwei Stege sind mit vielen leuchtend roten Heckbojen versehen und kleine Treppen führen über die Steine zum Klohäuschen. Ich bin paff von der kostenlosen Infrastruktur. Wir füllen unsere Thermobecher mit Kaffee und verziehen uns auf den höchsten Stein für eine Fika. Erstmal ankommen und wirken lassen.
Danach stratzen wir über die Insel. Der Wanderweg ist durch bunte Markierungen an den Bäumen bestens zu finden und wir freuen uns über den Auslauf. Die letzten Liegeplätze waren eher in der Nähe von unwegsamen Wäldern, weshalb ein zügiges Streckemachen nicht möglich war. Die Insel ist abwechslungsreich und wir laufen über Steinhänge, Blumenwiesen, Sumpfwiesen und durch dichte Wälder.
Besonders in Sumpfnähe wimmelt und wuselt es vor unseren Füßen und wir entwickeln eine Taktik, um keine der kleinen Babyfrösche zu zertreten. Am Ende kommen wir in das kleine Dorf, das noch völlig ausgestorben ist. Es gibt ein Café mit großer Terrasse und einen Fähranleger. Wie so oft heißt es bei den Öffnungszeiten: ab Midsommar!
Eine nervige Seite dieser Wanderung sind die unzähligen winzigkleinen Zecken, die wir von unseren Hosenbeinen sammeln. Das Absuchen wird zu einer täglichen Routine und mittlerweile habe ich schon fünf Zecken gehabt. Paul noch keine einzige. Da ich wohl die Zeckeneinsammelerin von uns beiden, fände ich es nur fair, wenn er die Mücken übernehmen würde…
Längst haben wir beschlossen noch einen Tag an diesem zauberhaften Ort zu bleiben. Zurück an Bord kehrt gemütliche Kreativstimmung ein. Ich übe mich im Aquarellmalen mit einem skandinavischen Motivbuch, dass mir Maren, Marie, Rieke und Arne zum Abschied geschenkt haben. Vielen Dank für das super Geschenk <3 Das Motiv macht aufjedenfall Lust auf Midsommar.
Paul macht seine ersten Stickversuche. Er träumt von einem eigenen Ilvystander an der Flaggenleine. Daher haben wir meinen Stickrahmen und passendes Garn mitgenommen. Nach einer kurzen Einweisung legt er los und das Ergebnis sieht super aus! Jetzt steht den Crewshirts nichts mehr im Wege.
Der nächste Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein. Heute wollen wir ein paar ToDo von unserer Liste streichen und nicht nur darüber reden.
Dazu zählen unter Anderem LED-Streifen im Salon gegen Hellere austauschen, Kleberrückstände mit Aceton entfernen, Lichterkette löten, Holzgriffe ein zweites Mal ölen, provisorischer Autopilot, Cockpit und Boden putzen…
Am Nachmittag kommt mystischer Nebel auf. Er schleicht von der Bucht auf uns zu und innerhalb von Minuten liegt alles in Schleiern. So wundervoll dies auch aussieht, ich hoffe trotzdem das uns das nie beim Segeln in den engen Fahrwassern passiert.
Man bekommt beim Lesen direkt Fernweh. Danke, daß ihr uns mitreisen lasst.
Danke, dass du hier so interessiert mitliest. Das freut uns sehr. ☺️