Lange Tage

Jetzt ist es also soweit. Die Heuernte ist voll im Gange. Das bedeutet lange Arbeitstage, sehr lange. Wenn wir nach 12 Stunden aufhören ist das kurz, 15h sind die Regel. Doch ich finde das wunderschön, hab ich schon zuhause bei meinem Vater sehr genossen. Einfach mal 3 Wochen durchpowern und an seine Grenzen gehen, jeden Abend einfach nur noch tot ins Bett fallen und morgens gemeinsam mit den anderen über die schweren Knochen und den Muskelkater jammern.

Natürlich geht sowas nicht auf längere Zeit. Doch mit dem Ende in absehbarer Zeit ist das ein Spaß 🙂

Erstmal bin ich zusammen mit Artni – Axels Cousin – und Joey weiter über das gemähte Gras gedüst und hab es gewendet. Das haben wir insgesamt etwa vier Mal gemacht, jeweils morgens und abends, damit es trocknen kann.

Rechts das blaue Meer, links das grüne Meer.

In der Zwischenzeit hat Axel die Ballenpresse an den Ford gehängt, eingestellt und getestet.

Dies ist ein Teil des Fuhrparks.

Nach einem ganzen Tag Heu wenden im Sonnenschein kam der wohlverdiente Feierabend. Joey’s Geschwister sind alle da und teilweise von Norwegen angereist. Das ist wohl super selten. Wenn ich das richtig zusammen bekomme sind es zwei Mädels und 5 Jungs. Es ist richtig süß die alten Herren und Damen so vereint zu sehen. Mega schön dass sich alle so gut verstehen und der Zusammenhalt zwischen den Geschwistern so gut klappt. Drei der Brüder haben auch den ganzen nächsten Tag mitgeholfen. Einer war lange Zeit Chief Engineer auf verschiedenen Schiffen. Wir haben uns sehr gut unterhalten 🙂 Und der andere war jahrelang Sprecher des isländischen Parlaments, also das Pendant zum deutschen Bundestagssprecher. Richtig krass. Und die Jungs helfen in ihrem Urlaub ihrem Bruder auf dem Hof, wie cool ist das denn!? Sie haben auf jeden Fall alle richtig viele spannende Geschichten auf Lager!

Morgens hat mir dann die Sonne um 6 Uhr so heftig ins Gesicht geschienen, dass ich einfach nicht mehr einschlafen konnte. Dabei war ich soooo fertig…

Aber wer hat schon was gegen ein bisschen Sonne. Wenigstens im Gesicht werde ich ein bisschen braun 😀 Es ist schon recht warm, 16-18°C oder so. Aber mit dem starken Wind und ohne geschlossenes Fahrerhaus wird es dann doch recht schnell kalt, deswegen die Winterjacke. Sonst braucht man die in Island eigentlich eher selten 😛

Die Hunde sind sooo süß! Ich streichle sie viel zu viel, was dazu führt dass sie sich immer direkt vor mir hinwerfen und gestreichelt werden wollen. Doof wenn man was Schweres in der Hand hat und erstmal über den Köter stolpert 😀

Das Foto könnte auch aus einer Werbung für Farmbedarf sein. Sonst hab ich dazu erstmal nix zu sagen.

Axel hat den blauen Ford mit abgebranntem Führerhaus für fast umsonst gekauft. Und fix mal ein neues Armaturenbrett gezaubert. Fährt wie ne Eins, wer braucht schon Innenverkleidung!?

Die beiden sind meine ganz besonderen Freunde. Besonders das größere Lamm ist richtig zutraulich mir gegenüber, und lässt sich neben dem Füttern auch richtig gerne am Kopf kraulen. So süß die beiden.

Eines Abends gab’s dann noch einen spontanen Kurzausritt über die Farm. 20 Minuten Feierabendreiten, nach 13 Stunden Arbeit. Wunderschön, und ein Grund mehr, danach müde und glücklich ins Bett zu fallen.

Abends kam dann Nebel mit rasender Geschwindigkeit von den Bergen heruntergerollt. Das war sehr imposant!

Traktorparade, Teil 2.

Meine hübsche Freundin hatte mir vor Wochen mal von einem leckren neuen Getränk erzählt: Espresso-Tonic. Ómar arbeitet ja nebenbei in einer Bar, und erzählte ganz stolz dass Nick, der Barbesitzer, sehr glücklich mit ihm ist und er ziemlich viele neue Speisen kreieren darf. Also hab ich ihm von dem Espresso-Tonic erzählt, und zack: Er hat ihn am nächsten Tag in der Bar gemixt und Nick war wohl mega begeistert. Steht ab jetzt auf der Speisekarte des „Báran“. So kam es, dass ein trendy Kieler Getränk nach Thorshöfn in Nordisland gebracht wurde. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute 🙂

Außerdem stand der tatsächlich körperlich härteste Job bisher an: Heuballen aufsammeln und auf dem Anhänger stapeln… Den Wagen auf dem Foto habe ich ganz alleine aufgeladen. Und ich gebe zu, ich bin ein bisschen stolz auf die 72 Ballen B-)

Es gibt nur wenig schönere Arbeitsplätze!

Die blauhaarige Andie hat auch geholfen, auch wenn sie es kaum geschafft die Bremse zu drücken (auf den alten Traktoren gibt es keinen Bremskraftverstärker, es geht alles über Muskelkraft. Wer zu schwach ist, fährt gegen die Wand 😛 ).

Mit sechs Leuten haben wir die Heuballen eingefahren. Axel hat am Hof mit dem Radlader die Ballen abgeladen, Jurli hat sie auf den Feldern mit dem Johnny und dem Frontlader auf die Wagen geladen. Und wir restlichen vier sind mit jeweils einem Traktor und Anhänger, und einem LKW von Axel, ständig zwischen Feld und Hof hin- und hergefahren. In vier Stunden war alles geschafft. Sonst brauchen sie zu zweit zwei Tage dafür. Das Strahlen auf dem Gesicht von Axel war unbezahlbar! Er hat sich so sehr gefreut dass alles geklappt hat. Kaum war letzte Ballen abgeladen, hat es angefangen zu regnen. Schicksal, und perfektes Timing. Die Stimmung war mega ausgelassen und alle waren glücklich. Es war 14 Uhr, und es gab ausgiebig Mittagessen. Natürlich musste gebührend angestoßen werden. Als Axel die Dosen rumreichte, ging Andies Blick auf mein Bier, auf die Uhr, auf mein Bier, auf die Uhr, auf mich. Haha, ich hab so gelacht. Dann hat sie ihren Vater auf isländisch geschimpft warum wir uns denn Mittags schon betrinken. Er hat nur gegrummelt: Es gibt Zeiten da wird gearbeitet, und Zeiten da wird gefeiert. Wir sind hier auf einer Farm, da bestimmen wir selbst wann gearbeitet und wann gefeiert wird. Hahaha. Es lebe das Farmleben! Nach der Runde Bier gab es noch drei Doppelte Cognac für jeden, und den selbstgebrannten Lenti. Ja, und dann war’s 16 Uhr. Und der Dünger musste noch aufs Feld… Don’t do this at home! Auf dem Farmgelände ist es ja zum Glück der Polizei egal was man im Blut hat 😀 Wir sind selten langsamer mit den Traktoren gefahren… Und draußen hat Axel dann nochmal ne Flasche Lenti rumgereicht. Oh man, diese Isländer. Alles Alkoholiker!!!

„Don’t put this foto on facebook!“ – „Noooo, not on facebook…“ 😛

Heute, am Sonntag, ist Ausruhen angesagt. Axel, Vala, Ragnar und Segurbergur sind auf wohlverdientem Kurzurlaub bei den Großeltern. Es ist schön zu sehen, dass Axel trotz seines ehrgeizigen Farmerjobs weiß wie wichtig die Zeit mit der Familie und die Auszeit von der Arbeit ist. Da kenne ich ganz andere Ansichten…

Meine einzige Aufgabe ist heute die beiden Lämmer zu füttern. Easy. Zum Stall laufen? Hmmm… Oh ein Quad 😛

Heute Morgen stehen haufenweise leere Bierdosen auf dem Tisch. Andie und Ómar haben wohl heute Nacht noch die Tatsache gefeiert, dass sie sturmfrei haben 😀 Ganz besonders ins Auge gestochen ist mir das Slupp Bier, von den Faröer Inseln. Das ist wirklich mal eine richtig schöne Bierdose!

Und damit: Ahoi!

Man kann gespannt sein was die nächsten Tage so bringen 😉

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