Aloha!
Heute bin ich wieder mehr im Schreib-Modus 🙂
Nachdem die letzten Tage Endspurt beim Schrauben angesagt war, hat heute eeeeendlich die Heu-Ernte begonnen. Aber eins nach dem anderen!
Erstmal haben wir die letzten Tage über alle Traktoren des Hofs gewartet. Das macht Axel nur einmal im Jahr so ausführlich, und bei den meisten Traktoren die er nur selten nutzt auch nur alle 3 – 4 Jahre. Die Wartung bedeutet: Ölwechsel, kompletter Filterwechsel (Luft, Öl, Hydraulik, Diesel), Kühlsystem spülen, Fettnippel schmieren, und dann die ganzen angelaufenen Probleme fixen. Das reicht von Lagerschaden in der Vorderachse über Neukonstruktion der verrosteten Hydraulikanlage, Lichtmaschinenwechsel, Lenkgetriebeaustausch, Ersetzen der völlig weggerosteten Bremsanlage (sodass man wieder ein Bremspedal hat… ), Zerlegung und Reparatur des Anlassers, Ausstattung mit heftigsten Flakscheinwerfern bis zu Austausch und Reparatur der Wasserpumpe. Für mich ist das so krass was ich dabei lernen kann. Es erstaunt mich immer wieder, wie schnell und unkompliziert, mit welcher unglaublichen Erfahrung und Fachwissen Axel seine Maschinen wartet (und auch die der befreundeten Nachbarfarmen). Ich glaube er hätte keinen besseren Weg für sein Farmerleben einschlagen können, als neben der Landwirtschaftschule auch Mechaniker zu lernen, und so lange Zeit woanders zu arbeiten. Die Erfahrung, die er als Schweißer von Hafenmolen, als Maschinist verschiedener Fischerboote, auf dem Bau und als Mechaniker der hiesigen Fischfabrik gesammelt hat, macht ihm den Farmerjob um so viel leichter.
Hier haben Joey und ich den letzten verbliebenen Traktor aus dem Fuhrpark zur Wartung in die Werkhalle geschleppt. Er wollte natürlich nicht von alleine fahren…
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Ich habe die ganze letzte Woche durchgehalten abends nach dem Abendessen nicht mehr noch mit raus zu gehen zum Arbeiten. Immer über 12h arbeiten geht halt nicht auf Dauer, und ich will auch ein bisschen Zeit für meinen eigenen Kram haben. Aber gestern, am letzten Mechanikertag, haben wir das zerlegte große Grasmähwerk wieder zusammengebaut um es heute bei der Ernte nutzen zu können. Natürlich hat das ewig gedauert, und natürlich konnte ich nicht nein sagen und Axel im Stich lassen. Also habe ich von 9 Uhr morgens bis nachts um 2 Uhr mit Axel gearbeitet. Guter Auftakt in die Erntezeit, die sich ja üblicherweise hauptsächlich durch mega lange Arbeitstage mit kaum Schlaf auszeichnet 😀
Anyway, heute erstmal ausgeschlafen bis um 10 Uhr und dann raus aufs Feld. Während Axel und Joey parallel das Gras gemäht haben, bin ich ihnen mit dem Metamorphose-Heuwender nach. Und hab sie eingeholt, Ha! Schon witzig, mit einem 60 Jahre alten, völlig verrosteten Traktor ein so hochmodernes Anbaugerät zu ziehen. Aber es funktioniert, und zwar prima! Das Alles bei strahlend blauem Himmel, Sonnenschein und 16°C. Endlich Sommer 😛 😀
Es ist ein richtig cooles Gefühl zu dritt mit drei Traktoren parallel auf dem gleichen Feld zu arbeiten. Da bekommt man richtig was gerockt.
Und das dann auch noch direkt am Meer. Ein Traum!
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Zwischenzeitlich habe ich Vala geholfen ihren Rasenmäher zum rasen zu bringen. Sie war ganz glücklich, dass sie parallel zu den großen Jungsspielzeugen auch Gras mähen durfte. Hat nicht jeder richtig Spaß am Rasenmähen? Vielleicht hab ich mich auch in der Einschätzung ihrer Freude am Rasenmähen getäuscht… 😛
Und ich hab der Nachbarsfarm einen Besuch abgestattet, um wichtige Informationen in Erfahrung zu bringen. Auf dem Heimweg ist mir dann mal wieder aufgefallen, wie wunderschön Gunnarsstadir am Ende einer blauen Bucht mit schwarzem Strand liegt, umringt von schneebedeckten Bergen. Ein Paradies!
Uuund weiter geht’s. Es ist ein total befriedigendes Gefühl mit einem dermaßen großen Heuwender (10m Spannweite) zu arbeiten. Man sieht einfach den Arbeitsfortschritt in riesen Sprüngen bei jeder Runde. Vier mal die Parzelle hoch und runter, und schon ist man fertig. Dass die Schläge hier über einen Kilometer lang sind, macht es nur noch faszinierender.
Der Acker grenzt direkt ans Meer. Da sind keine 15m zwischen mir und dem Wasser. Es riecht einfach unglaublich. Nicht nur nach frisch gemähtem Gras, was ja an sich schon fantastisch riecht. Nein, auch nach Meeresluft, Strand, Fisch, Algen, Schlick und Tang. Die Kombination aus beidem ist unbeschreiblich schön. In Momenten wie diesen fällt es mir sehr schwer zu begreifen, was für ein unglaubliches Gück ich habe, hier sein zu können. Am Ende der Welt, in Island. Sogar am Arsch von Island, hinterm Mond in Nordisland. Weit weg von meinem Zuhause, am Polarkreis. An einer Bucht in der sich im Winter die Eisberge aus Grönland sammeln und auftürmen. Hier fahre ich mit einem Oldtimer-Traktor in der prallen Sonne unter strahlend blauem Himmel am schwarzen Strand entlang und wende Heu, als wär’s das Normalste der Welt. Ist es ja auch, aber trotzdem unfassbar für mich. 🙂 Die Farben sind fantastisch: das satte Grün des frisch geschnittenen Grases im Kontrast zum kräftigen Blau des Ozeans, der tief-schwarze Strand und dazu die glutrote Sonne auf dem Weg zum Horizont…
Es gibt nur Eine, die noch fehlt zu meinem Glück. Doch das dauert nicht mehr allzu lange <3
Im Vergleich zu den anderen Scheiben des Traktors hat die Frontscheibe zwar Risse, doch sie hat den großen Vorteil dass sie überhaupt noch existiert 😀
Mit diesem Panorama, dem herrlichen Duft und Parov Stelar im Ohr ist es super schade, abends um 22 Uhr schon Feierabend machen zu müssen. Aber länger geht nicht, da der anziehende Tau das Gras eher nässt als trocknet.
Pünktlich zum Feierabend ist dann auch noch das Hydrauliksystem unter meinem Hintern explodiert. Das selbstgebaute Teil, was Axel vor zwei Tagen montiert hatte. Das Öl war zwar heiß aber es ist nichts Schlimmes passiert. Doch es hat ein paar Schrecksekunden gedauert bis ich die richtigen Hebel gefunden habe um die Furie aus kochendem Hydrauliköl zu bändigen. Auf die Idee, den Motor einfach abzustellen, kam ich dabei nicht… Naja, so hatte ich wenigstens eine originelle Sitzheizung 😀
Feierabend!!!