Außerhalb der Bucht auf Fifång ist es noch gut windig und so fahren wir stark gerefft weiter Richtung Inland. Wir wollen in den Mälarensee und uns über ihn von hinten an Stockholm ranpierschen. Aber heute pierschen wir uns erstmal an Södertälje ran, dort schleust man in den See.
Irgendwie liegen uns aktuell spontane Planänderungen. Ich entdecke eine Insel, die von beiden Seiten angelegte Stege entlang des Fels hat. Das sieht so gemütlich aus und da der Wind doch etwas stärker ist, drehen wir 2 Minuten später ein und steuern den Steg an. Anlegt wird mit Heckanker, aber anstatt eines unwegsamen Felsens erwartet mit beim Hüpfen vom Bug ein schöner Steg mit Augbolzen zum Befestigen der Leinen. Easy going und schon sind wir fest in Stora Arholmen. Auch dieser kleine Fleck Felsparadies wird von einem Bootsverein gepflegt, der um eine Abgabe von 10€ die Nacht in eine Seemine (maritimes Sparschwein bittet).
Wenn ich an einem Ort ankomme, merke ich meist innerhalb der ersten 10 Minuten, ob mir der Ort gefällt und ich länger bleiben möchte oder nicht. An einigen Plätzen überschlagen sich die Ohhs und Ahhs in meinem Kopf fast und konkurrieren mit meinen Ideen was ich hier alles machen kann, um meine Aufmerksamkeit. Und an anderen Plätzen stimmt die Chemie nicht, die Steine sind zu kantig, der Aufstieg aufs Boot zu steil, das Wasser ist trüb und irgendwo ist ein Vogelskelett. Aber in Stora Arholmen passt alles und Paul fühlt es auch. Also werfen wir gleich 20€ in die Seemine. Aufenthalt eingeloggt: wir bleiben zwei Nächte.
Zwei Tage später wollen wir nun aber wirklich in Södertälje ankommen. Der anhaltende Rückenwind hat nun deutlich abgenommen und so gleiten wir den Fjord hinauf, weit ins Landesinnere Richtung Schleuse, 18,4 Seemeilen. Die Felsen werden steiler und wir genießen die Fjordatmosphäre. Södertälje hat einen Industriehafen, weswegen wir nun auch wieder etwas größere Schiffe um uns herum haben.
Den ganzen Tag sitzt uns der Regen im Nacken. Wir beobachten auf RegenRadar, wie eine Regenwolke nach der anderen nur haarscharf an uns vorbeihuscht. Nun trennt uns nur ein kleiner Kanal , ungefähr 10 Minuten, vom Hafen in Södertälje. Doch der Regen hat kein Erbarmen. Schnell ziehen wir uns unsere Regenklamotten an, machen alles klar zum Anlegen und motoren durch den Kanal. Jetzt keine Zeit verlieren, vielleicht schaffen wir es noch vor dem Regen anzulegen…
Leider Nein, leider garnicht. Beim Anfahren einer freien Liegebox setzen erst kräftige Böen und dann starker Platschregen ein. Zum Glück hatten wir Leinen und Fender schon vorbereitet und sind routiniert im Anlegen. Mit schnellen Handgriffen vertäuen wir Ilvy und verziehen uns platschnass nach drinnen. Manchmal entscheiden 5 Minuten über ein trockenes Innenbootsleben oder ein tropisches Gewächshaus.
Nach einer kleinen Stärkung machen wir die typischen Hafensachen: Einkaufen, Wäsche waschen, Müll entsorgen, Wasser auftanken. Die Stadt überzeugt uns nicht und der Hafen ist fast unerträglich laut, da an der Schleuse neben uns gebaut wird. Aber solange wir morgen geschleust werden, ist es aushaltbar für eine Nacht. Im Hafen liegen einige deutsche Seglerinnen und Segler, die entweder auch in den Mälaren und nach Stockholm wollen oder schon von dort kommen und so kriegen wir schonmal ein paar Tipps für diese Region.