Es ist soweit, wir verlassen endgültig die inneren Schären um in die Welt der Außenschären zu segeln. Im Vergleich zu den dicht bewaldeten, grünen und friedlichen Inseln der Innenschären, soll uns hier rauer Fels und gedrungene Vegetation erwarten. Also Anker auf, durch die Enge Zufahrt unserer Ankerbucht motoren und dann das Segel hoch. Mal wieder freuen wir uns über unser Dschunkensegel – nein, das wird wohl nie langweilig werden – und peesen davon. Kurs Ost ist heute angesagt.
Das ist heute ein schöner Segeltag, mit entspannt Wind, blauem Himmel mit vielen Schäfchenwolken und gutem Vorankommen. Es ist sozusagen ein ganz normaler Segeltag. Klingt ein bisschen verrückt, oder? Ganz normaler Segeltag… Doch für uns ist das Alltag geworden, seit nun fast schon drei Monaten.
Kurz vor der schlanken, felsigen Einfahrt zu unserer angepeilten Liegestelle im Kallskär-Archipel nehmen wir das Segel runter und tuckern gemütlich und langsam durch die Felsen.
Wir finden ein schönes Plätzchen, das Anlegemanöver am Fels mit Heckanker sitzt inzwischen und dann sehen wir irgendwann sowas hier:
Ein klasse Tag auf dem Wasser neigt sich dem Ende zu. Wir beschließen, hier an diesem Ort etwas länger zu bleiben.
Mehrere Tage wollen wir mal an einem Ort bleiben. Zu groß ist die Fülle an Eindrücken geworden, die sich in den letzten Wochen in unserem Gedächtnis aufgestaut hat. Wir sind voll, sozusagen. Ein paar ruhige Tage an ein und demselben Ort bleiben, das ist jetzt genau das Richtige.
Angefangen wird mit einem Arbeitstag: es haben sich nicht nur Eindrücke, sondern auch ToDos angestaut. So kümmere ich mich um den Feintrimm des Segels, und verschiebe den Segeldruckpunkt so, dass Ilvy’s leichte Luvgierigkeit verringert wird. Toni stellt in der Zwischenzeit Ilvy’s Innenleben auf den Kopf und bringt Ordnung und Sauberkeit ins Chaos.
Neben noch einigen Dutzend mehr Punkten von der Liste, nehmen wir uns auch der vergammelten, alten Lüftungsgitter im Cockpit an: Die alten runter, sauber machen mit Aceton, abkleben, und dann die neuen mit Panterra ankleben. Fertig!
Abends ziehen langsam dunklere Wolken auf. Da braut sich was zusammen! Für die nächsten Tage ist hier draußen dichter Seenebel angesagt.
Am nächsten Morgen wachen wir in einer leichten Nebelsuppe auf. Man kann schon noch etwas weiter schauen, aber der Horizont ringsum hat sich versteckt.
Später am Tag lichtet sich der Nebel. Wir schreiben heute Blog, chillen im Cockpit, reparieren unser Sonnensegel, lesen, zocken, Stricken, Schnitzen. Für alle was dabei. Der Tag verfliegt einfach, und das tut gerade richtig gut.
Auch dieser Tag geht zu Ende, ein weiterer folgt. Um ehrlich zu sein, hab ich keine Ahnung mehr was wir den lieben langen Tag dort gemacht haben… Klar, ein bisschen gearbeitet, geschrieben, gelesen und sowas. Aber auch einfach in die Luft gestarrt. Eine ganz wirre Zeit, irgendwie. Am Ende sind wir hier an diesem Fels auf Kallskär ganze 5 Nächte geblieben. Es sieht auf den Fotos traumhaft schön aus, der Nebel, die Tätigkeiten, die vielen Inseln, die Sonnenuntergänge. Doch ehrlich gesagt haben wir uns hier nicht so richtig wohl gefühlt, und fragen uns hinterher, warum wir nicht einfach früher schon gefahren sind. Da haben wir nicht auf unser Bauchgefühl gehört… Es ist schwer zu beschreiben, warum wir uns beide dort nicht wohl gefühlt haben. Wir haben das schon öfter festgestellt: Manche Orte sprechen zu einem, andere überhaupt nicht, obwohl sie von der Szenerie her vielleicht wunderschön sind. Jetzt, hier draußen auf den Felsen, sind es wohl mehrere Dinge: unser Fels ist sehr klein, und man kommt nur mit dem Schlauchboot zu den größeren Inseln um sich die Füße zu vertreten. Der Nebel erzeugt eine bedrückende Stimmung. Es ist oft windstill und klamm, und alle möglichen Arten von Insekten meinen sich auf uns setzen zu müssen – manche legen sogar ihre Eier in kleinen, versponnenen Kokons außen am Rumpf ab. Überall auf den Felsen hier liegen kleine Dornen und Knochen, die man sich in die nackten Fußsohlen tritt. Oh, und: hier auf unserem Felsen liegen überall Reste von toten Vögeln oder auch ganze Vogelskelette herum. Offensichtlich sind wir nicht die Einzigen, die sich hier nicht so wohl fühlen… Vielleicht hat der Geist der Insel etwas gegen Besucher… Wie auch immer, das sind natürlich alles Luxusprobleme. Doch diese Insel fühlen wir nicht!
Wir versuchen natürlich trotzdem, es uns so schön wie möglich zu machen. Dank Lasse hatten wir an Midsommar ja noch ein ganzes Fass Heineken zu leeren, was wir auch pflichtbewusst zu Fünft mit Toni, Linja und Lennard abgehakt haben. Das Fass habe ich aufgehoben, und nun ist der Moment da: Upcycling! Ich schneide den oberen Teil dieser übergroßen Blechdose ab, bördele die Schnittkante um und steche ein paar Dutzend Löcher zur Luftzufuhr in den unteren Rand. Let’s go!!!
Der letzte Tag hier bricht an. Der Nebel beginnt sich zu verziehen, morgen kann es weitergehen.
Heute schnappen wir uns Wickie für eine kleine Rudertour durch die hiesige Inselwelt. So ein aufblasbares Schlauchboot rudert sich wie ein nasser Sack voller gammeliger Kartoffeln – ziemlich schlecht und schwer. Viel lieber hätte ich ein festes Dinghy, ein alter Opti oder ähnliches. Doch wir dachten uns ja:
E.F. Schumacher
und wählten ein kleines Boot, auf dem einfach gar kein Platz für ein festes Dinghy ist. Wickie, die aufblasbare Gummipuppe, war also unser Kompromiss. (Kleiner Scherz, small is beautiful! Wir sind extrem zufrieden mit unserer Entscheidung uns bootsmäßig von Scarlett, 32 Fuß, auf Ilvy, 25 Fuß, verkleinert zu haben.)
Was laber ich da eigentlich!? Rein ins Schlauchboot und ran an die Riemen!
Herrlich, das tat richtig gut! Vielleicht fehlte uns hier auf der Insel einfach die Bewegung. Wer weiß, vielleicht lernen wir was draus.
Zuerst einmal bekommen wir aber einen kleinen Schock als wir zurück rudern: Ilvy ist ein Bart gewachsen, lang und grün.
So wird das aber nix mit der nächsten Mittwochsregatta…
Maybe you should think about davits Just a 6 ft dinghy, nothing too big or heavy. I adore the ones I fitted on FanShi and they are fine until you decide to cross an ocean! (You can keep the rubber duck in storage until then). Optis, by the way, don’t make very good tenders – they are really unplesant to row!
Davits would be nice, indeed! However, our stern is already quite cramped, including the outboard… Also we enjoy using that bathing ladder for its designated purpose quite a lot 🙂