Nachdem wir gestern den ganzen Tag verträumt, verbummelt und verschlafen haben, wollen wir heute endlich Jule und Kristian besuchen. Die beiden wohnen direkt am Wasser bei Kappeln, Kristian mit seiner Seegraskissen-Produktion (Die Strand-Manufaktur) und Jule mit ihrem Künstleratelier.
Wir können direkt vor ihrer „Haustür“ in der Bucht ankern, und paddeln mit Wickie – unserem quietschegelben Schlauchboot – zu Ihnen. In diesem Moment, im Schlauchboot paddelnd vom eigenen ankernden Boot zum Ufer, unterwegs, einer Einladung von Freunden folgend, erreicht es uns: das Langfahrt-Segelgefühl. Dieses Gefühl ist so einzigartig. Endlich sind wir angekommen.
Ein ganzer Nachmittag verfliegt mit wunderbaren Gesprächen, und wir fühlen uns sehr wohl. Nudeln mit selbstgemachtem Brennesselpesto gibt’s zu Abend und danach noch Lagerfeuer unter den Sternen. Glückselig paddeln wir bei Neumond und pechschwarzer Nacht unserem sanft schaukelnden Ankerlicht entgegen.
Was folgt, ist ein Bastelmorgen vor Anker. Ich klettere in den Mast um den Windanzeiger zu richten (wobei mir beinahe schlecht wird von der ganzen Schaukelei dort oben) und schrubbe im Schlauchboot den noch in Kiel angesammelten Schmodder vom Rumpf. Dann paddele ich rüber zu Kristian, wir schnacken zwei Stündchen in der Sonne bei herrlichster Aussicht, fixen ein paar IT-Probleme und testen als Belohnung für die getane Arbei mein neuestes Spielzeug aus. Währenddessen lässt es sich Toni an Bord gut gehen und strickt in der warmen Maisonne.
Abends laden wir zu leckerem Abendessen an Bord, und ich hole die beiden mit dem Schlauchboot ab. Der Abend wird wunderschön, mit bester Gesellschaft und den sich im Wasser spiegelnden Lichtern der Stadt im Hintergrund. Leicht angetüdelt paddeln Kristian und Jule spät in der Nacht mit Wickie alleine zurück an Land, weil sie eh gleich am nächsten Morgen wieder zum Frühstück an Bord kommen.
Es sind Heringstage in Kappeln, und an diesem Donnerstagmorgen (Vatertag), legen dutzende große Traditionssegler zu einer gemeinsamen Parade ab. Sie fahren aus der Schlei heraus, um erst nach Sonderborg und dann nach Flensburg zur Rumregatta zu segeln. Da legen große Zwei- und Dreimaster ab, wunderschöne alte Schiffe aus Holz. Einige haben ihren 100. Geburtstag wohl gerade gefeiert oder stehen dicht davor. Auch kleinere klassische Yachten sind dabei, elegant geschwungen, mit viel Holz und Verzierungen. Wir haben von unserer Ankerposition aus den allerbesten Premiumplatz, und genießen die grandiose Aussicht zu viert beim Frühstück. Fotos schießen vergessen wir leider komplett, so sehr sind wir am Staunen…
Kaum sind die Tradis weg, ist Platz im Traditionshafen für uns. Wir legen an, entlassen Kristian und Jule zurück ins Landleben und begrüßen kurz darauf Lasse, Hanna, Lotta und Bjarne an Bord 🙂 Die vier sind extra aus Dithmarschen angereist um einen gemeinsamen Nachmittag mit uns zu genießen. Zuerst einmal schlendern wir über den Rummel der Heringstage, um uns für eine kleine Ausfahrt zu stärken. Kaum ist das geschafft, entfliehen wir schnell dem Trubel und legen ab.
Wir segeln eine entspannte Runde nach Arnis und zurück. Wenig Wind, wenig Krängung, zwei glückliche Eltern und begeisterte Kinder an Bord – so macht das Spaß. Ich glaube, als die Kids nach dem Anlegen meinten „Papa, wir wollen auch ein Boot“ hat Lasses väterliches Seglerherz ein paar Takte zugelegt!
Ein gelungener Segelnachmittag geht zu Ende, und wir müssen leider schweren Herzens die vier Rabauken schon wieder verabschieden. Schön war’s mit euch an Bord!
Die Nacht über bleiben wir im gemütlich-herzlichen Traditionshafen, um am nächsten Morgen noch etwas mehr von Kappeln zu erkunden.
Kaum haben wir die Schlenderei hinter uns, steht ein weiteres Highlight unseres Schlei-Besuchs an.
Doch mehr dazu im nächsten Beitrag.