Die Tage fliegen hier nur so dahin und es ist nahezu unmöglich die Berichte hier relativ aktuell zu halten. Aber viel besser kann es ja eigentlich nicht laufen!
Zum Glück machen wir uns immer ein paar Notizen, um zu wissen wann wir was gesehen und gemacht haben.
Teilweise wissen wir dabei schon nicht mehr, was wir gestern gemacht und gesehen haben, da die Reize und Unglaublichkeiten einfach so auf Einen einstürzen. Ich blättere während der Fahrt immer mal wieder im Reiseführer und lese so dies und das vor und schon dabei müssen wir oft entscheiden, was wir machen bzw. was wir nicht machen. Man könnte hier nahezu an jedem Ort einige Tage verbringen mit Wanderungen, HotPot-Besuchen, Strandspaziergängen und vielem mehr. Vieles fällt für uns jedoch schon raus, da es entweder nicht mit unserem Auto erreichbar oder nur durch geführte Touren (die uns viel zu teuer und touristisch sind) zu besichtigen ist. Wir machen uns lieber über die in gleicher Wetterkleidung durch den Veranstalter eingepackten Touristengruppen in Booten, Bussen oder anderen Gefährten lustig 😅 Daher sehen unsere Ausflüge meist so aus, dass wir dort anhalten, wo es spannend aussieht oder wir was interessantes gelesen haben. Zu langen Wanderungen oder Tagesausflügen fehlt uns trotz unserem langen Aufenthalt in Island doch etwas die Zeit. Es gibt hier einfach viel zu viel…
Aber nun zurück zum „aktuellen“ Stand des Blogs. Nach dem wir die Halbinsel Snæfellsnes verlassen haben, hatten wir einen langen Schlag und somit Tag im Auto vor uns. Auf dem Weg statteten wir dem berühmten Fotoberg „Kirkjufell“ einen Besuch ab.
Weiter ging es in die Westfjords, die nur von etwa 10 % aller Touristen beachtet werden. Wie schön leer und ruhig ist da ist im Vergleich zu touristischeren Orten wird uns später noch aufgehen.
Die Westfjords sind voller Serpentinen, Schlängelstraßen und Hochlandstraßen. Immer wieder wird uns bewusste, dass wir ziemlich aufgeschmissen wären, wenn das Auto an solchen Orten schlapp machte. Einige Berge kommen wir im Schneckentempo und nur im ersten Gang hoch. Ganz schön aufregend für mich, da ich ziemlichen Respekt vor Höhe habe und mein Vertrauen in unser Auto eindeutig ausbaufähig ist 😂
Nicht selten schaut Paul auf eine sich versteckende oder panisch atmende Beifahrerin 🙈
Aber die Fahrt durch die Fjorde war atemberaubend. Die Straße schlängelte sich meist an jedem Fjord entlang oder nahm die Abkürzung über den Berg. In jedem Fall gab es hinter jeder Ecke eine neue noch viel umwerfendere Szenerie der Landschaft und immer wieder haben wir Fotos gemacht, die nicht annähernd diese Schönheit einfangen können.
Wir fanden einen schönen und ruhigen Campingplatz (in Melanes), der in einem eigenen kleinen Fjord lag (mit der nervenaufreibendsten Anfahrt überhaupt). Die Abgeschiedenheit in der einige Häuser und Höfe hier liegen ist wirklich beeindruckend. Für uns ist das kaum vorstellbar wieviel Mehraufwand das allein für die kleinsten alltäglichen Dinge bedeutet. Sehr beeindruckend.
In der Campingküche munkelte man schon, dass die Chance auf Polarlichter in dieser Nacht sehr gut seien. Es gibt mehrere Websites, die die Wahrscheinlichkeiten der Sonnenwinde vorhersagen. Diese Nacht war sternenklar und wir hatten einen perfekten dunklen Campingplatz fernab von hellen Lichtern und Städten. Und tatsächlich! Wir waren gerade fertig mit essen und das Schauspiel begann! Wir rannten staunend zum Auto und parkten es so, dass wir liegend durch die Heckscheibe das Naturwunder beobachten konnten.
Das war einfach soo unwirklich. Die Lichter waren so stark und lila. Wie feiner Sand, der am Strand weggepustet wird. Oder feiner Gardinenstoff, der durch einen Windzug am Fenster fein und weich bewegt wird. Einfach wirklich wirklich schön. Und trotz ihrer feinen Bewegungen veränderten sie sich so schnell. Ich dachte früher immer, dass die schönen Lichtern dann die ganze Nacht durch zu sehen sind. Aber nach einigen Minuten waren sie wieder schwächer und wurden zehn Minuten später wieder stärker. Ein waberndes Schauspiel das sprachlos macht. Ein anderes witziges Schauspiel war Paul. Er mutierte zu einem 6-Jährigen und war völlig aus dem Häuschen. Er drückte seine Nase fast an der Scheibe platt und ständig wurde ich aufgefordert nach links oder rechts rauszugucken, da sie da nooooch schöner seien! 😂😂🙈
Stellt sie euch noch mindestens 7-mal intensiver vor als auf meinen Fotos. Meine Handykamera ist natürlich ein Witz für Polarlichter…