Also, wo war ich… Ach ja, ich wollte erzählen was beim Ankern passiert war. Doch eins nach dem anderen 😉
Nachdem der Buganker saß, hatten wir abends noch mithilfe unseres treuen Kevins einen Heckanker ausgebracht, den Edelstahl-Danforth. Nach ermüdenden 3 Versuchen hielt er endlich, und meine fluchende Hübsche konnte sich beruhigt nach drinnen verkrümeln.
Kurz darauf kam auch schon Marie zu Besuch, und ich holte sie mit dem Tender-Kev ab. Wir waren alle drei wohl ziemlich fertig vom Tag, aber es war schön sie wieder zu sehen 🙂 Leider stellte sie einige unangenehme Fragen. Das brachte uns noch einige grübelnde Gedanken ein.
Am nächsten Morgen beäugten uns unsere neuen Nachbarn 🙂
Wir legten den Heckanker nochmal um, etwas mehr zur Moselmitte hin, um auch bei anderen Wasserständen genug Abstand zum Ufer zu haben. Dafür tauschten wir den Danforth gegen den schweren 20kg-Pflugschar-Anker, und ich hatte meine Mühe ihn in der schwimmenden Gummiwurst zu handeln. Kevin der Einzigartige hielt sich zwar tapfer (trotz eine kleines Loches im Backbord-Schlauch, welches sich als ordentliche Motivation zum schnellen Arbeiten entpuppte), doch es war kein Spaß immer wieder den schweren Anker im Schlauchboot hoch zu hieven, von Scarlett wegzupaddeln, ihn fallen zu lassen, ihn von Toni dichtholen zu lassen, zu fluchen weil er nicht hielt, ihn wieder hoch zu hieven, auszubringen, etc… Die Stimmung war schonmal besser. Doch irgendwann hielt er, und wir waren einfach nur erleichtert! Nachmittags sollten meine Eltern vorbeikommen, uns auf Scarlett auf einen Kaffee besuchen und dann uns beide plus Kram mit nach Hause nehmen. Also packten wir so schnell wie möglich alles zusammen, und bereiteten die anstehenden Projekte so gut es ging vor.
Wir wollten die Zeit bei meinen Eltern nämlich nutzen, um einige Projekte an Scarlett anzugehen. Mit der Werkstatt auf dem Hof war das die ideale Gelegenheit. Auf der Liste standen Davits, Gewürzregale, Kevin, ein Fahrradanhänger, ein Gaskasten für auf die Reling, ein Bettgestell um die Matratze innovativer zu lüften, Ankerpflege, Gardinen und Gastlandflagge nähen, und und und… Ob da großartig Zeit für andere Aktionen war zu diesem Zeitpunkt nur zu hoffen. Wir planten maximal 1,5 Wochen bei meinen Eltern ein.
Was mich zum Thema bringt. Beim Einrucken des Bugankers am Tag zuvor war ja etwas geschehen, falls sich jemand erinnert. Und zwar das:
Die Ankerkette hatte durch den Ruck beinahe die Ankerwinsch vom Bugspriet gerissen. Das sah gefährlich aus! Toni meinte, es hätte nicht mehr viel gefehlt und die Winsch läge im Wasser… Yeah, ein neues Reparaturprojekt. So wird es wenigstens nicht langweilig…
Also ab damit. Kaum war die Ankerwinsch abgebaut, war das wahre Ausmaß zu sehen: Der Bugspriet war am hinteren Ende, wo er befestigt war und die Hauptlast aufnahm, völlig morsch und marode. Ich konnte das Holz mit den Fingern zerbröseln. Das war mehr als gefährlich! Mir war zwar vorher schon aufgefallen, dass er ein wenig morsch wirkte und mal erneuert werden sollte, jedoch nicht, dass es so akut war. Wir hatten mal wieder ein riesen Glück, dass uns das auf diese Weise, und noch vor dem Besuch bei meinen Eltern aufgefallen ist. Ich will mir nicht ausmalen was passiert wäre wenn er unter Last auf der Nordsee gebrochen wäre… Die gesamte Last des Riggs hängt an dem Bugspriet. Zwei neue Masten wären noch das glimpflichste gewesen! Zum ersten Mal überrascht uns Scarlett nicht positiv. Doch so schlug wahrscheinlich das Paul-Glück wieder zu, denn die Zeit bei meinen Eltern war die perfekte Gelegenheit um einen neuen Bugspriet zu bauen.
Ja, und so sah das dann aus als wir den Bugspriet zogen. Ich kam aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus. Oh man, wir hatten so Schwein gehabt!
Auch Kevin wollte uns unterstützen. Nagut, er soll seinen Beitrag leisten 🙂 Es lief alles glatt, nochmal Glück gehabt!
Als dann alles abgebaut und gepackt war, kamen meine Eltern. Bestes Timing! Nach Kaffee, Torte und einer kleinen Bootsführung wurde Scarlett Wind- und wetterfest gemacht. Ein Ankerball an einem Besenstiel befestigt und die LED-Ankerleuchte angeschaltet. Die benötigt so wenig Strom, dass die Batterien das zwei Wochen lang verkraften würden. Als dann auch noch Scarlett’s große Schwester vorbei fuhr, wussten wir, dass sie dort in der Mosel in besten Händen war 🙂
Wir nutzten Kevin um alles Gerümpel an Land zu bringen, und im Auto inklusive Anhänger zu verstauen. Kevin sollte mit nach Hause, und einer kombinierten Pedi- und Maniküre unterzogen werden.
Das Gefühl, Scarlett dort alleine liegen zu lassen, war richtig eklig. Wir haben uns selten so benommen gefühlt. Auf der Autofahrt waren wir kaum ansprechbar. Der nächste Tag war besonders dramatisch, wir waren extrem nervös und unsicher. Unser ganzes Hab und Gut, unser Zuhause, lag dort in einem Fluss, gehalten von zwei Ankern, die plötzlich so klein und mickrig wirkten.
Sollte das gutgehen?
06.11.2019