Die Zeit bei meinen Eltern auf dem Hof wollten wir hauptsächlich nutzen, um einige Projekte an Scarlett voranzutreiben. Hier war eine recht gut ausgestattete Werkstatt vorhanden um all den geilen Shit zu handwerkern den wir an Bord nur schwer oder gar nicht ausführen konnten. Dass es jedoch so dermaßen ausarten würde, hätte keiner erwartet…
Nachdem wir Dienstagabends angekommen und Toni die obligatorische Hausführung erhalten hatte, sind wir einfach nur noch ins Bett gefallen. Der Mittwoch bestand dann nur aus Kaffee & Kuchen, Meet&Greet mit den Omis und noch mehr Kaffee. Dabei saßen wir heftig auf heißen Kohlen: Zum einen war die Sorge um Scarlett’s sicheren Verbleib ständig präsent, und zum anderen wollten wir mit dem Werkeln anfangen um nicht am Ende in Zeitdruck zu verfallen. Aber eins nach dem anderen 🙂
Die erste Herausforderung: Materialbeschaffung! Den Bugspriet wollten wir nicht aus Tropenholz fertigen, wenn es nicht zwingend sein musste. Die Recherche ergab, dass Robinienholz (in Deutschland sehr oft fälschlicherweise als Akazienholz bekannt), in seiner Standfestigkeit locker mit Teak und den anderen tropischen Verdächtigen mithalten kann. Robinie ist deswegen Baum des Jahres 2020, weil dieser Baum auch unter widrigsten Bedingungen wächst und besseres Holz als Eiche produziert (und den Klimawandel übersteht…). Soweit die Theorie. In der Praxis bedeutete dies, dass erst nach mehreren Stunden und zig Telefonaten ein Lieferant dieses Holzes ausfindig zu machen war. Und der wäre erst in einer Woche da. Das würde knapp, und wer weiß ob er auch das Richtige hätte, doch als Alternative hatten wir ja immernoch Teak und Bankirai. Das war zwar tropisch und teuer, doch es gab es überall zu beziehen. Weiter ging’s mit der Beschaffung von seewasserfestem Edelstahl (V4A oder 1.4571), was in den mitteldeutschen Breiten eher selten vertreten war. Auch hier war eine kleine Telefon-Odyssee erforderlich bis wir glücklicherweise aus dem Werkstattbestand eines Tank- und Anlagenbauers ausreichend Material besorgen konnten. Diverse Baumarktbesuche kosteten dann weitere Nerven, Zeit und Geld…
Zum Glück hatte Toni in der Zwischenzeit die Gelegenheit unserem Projektstress zu entfliehen und zusammen mit meiner Mama Pilze sammeln zu gehen 🙂
Uff, 2,5 Tage für gefühlt Null Fortschritt. Das schlug auf den Magen! Natürlich hatten wir was erreicht, war das Material war nun da (bis aufs Holz) und wir konnten starten. Hier mal einige Eindrücke unserer Projekte:
Kevin
Unser treuer Gefährte sollte ordentlich gewaschen und gewienert werden. Außerdem hatte er ein kleines Loch im Backbord-Schlauch welches unserer Zuwendung bedurfte. Und last, but not least: Er brauchte einen festen Boden.
Boots-Fahrradanhänger
Da wir des öfteren im weiteren Reiseverlauf Dinge von weiter weg zu Scarlett schaffen müssen, sollte ein Fahrradanhänger her. Problem: ein normaler Anhänger wäre zwar die einfachste Lösung, doch wo sollten wir das fette Ding an Bord verstauen? Also haben wir schnell was eigenes zusammengebraten, aus Edelstahl und steck-/ klappbar. So kann er demontiert werden und in einer der Backskisten verschwinden
Matratzengestell
Unsere Matratze liegt derzeit einfach nur auf einem Brett auf, und ist deswegen natürlich anfällig für Feuchtigkeit und Schimmel. Immer den ollen Schaum anheben ist auf Dauer lästig, weil da natürlich auch Decken, Kissen und Kram drauf liegt. Also dachten wir uns, bauen wir einen Rahmen für unter die Matratze, bespannen den mit Seilen und können so den Rahmen samt Matratze tagsüber an die Decke zum Lüften hängen.
Das war’s mit dem ersten Teil, den Rest beschreibe ich im zweiten Teil von „Hofgeschäfte“ 😉
05.-23.11.2019