Der nächste Stopp sollte die schöne Stadt Münster sein. Da wollte ich schon immer mal hin und passenderweise liegt es direkt am Dortmund-Ems-Kanal. Umso näher wir der Stadt kamen, umso mehr Menschen haben wir überall gesehen. Joggend, mit Hunden, beim Rudern… Irgendwie haben wir uns plötzlich so beobachtet gefühlt. So „viele“ Menschen links und rechts am Ufer waren wir garnicht mehr gewohnt nach unseren einsamen Tagen auf dem Kanal. Da gab nur gelegentlichem Kontakt mit Schleusenwärtern gepaart mit gewollt lässigem und unaufgeregtem Handgruß mit der Berufsschifffahrt. Denn nur die echten Profis sind so lässig… 😀
In Münster gibt es einen alten Industriehafen, der nicht mehr als solcher genutzt wird. Viel mehr wurden die alten Gebäude zu neuen Büros, Restaurants und Cafés umgebaut. Also eine ganz wilde Ecke und noch unerschlossen von der Sportbootgemeinschaft, weshalb wir kostenlos einfach festmachen konnten und somit super zentral lagen.
Wir schoben schon seit einiger Zeit eigentlich sehr dringende Aufgaben vor uns her, aber der Wunsch Strecke zu machen (und irgendwie auch der innerer Drang vorwärts kommen zu wollen) hielt uns davon ab. Schließlich wissen wir nicht wie lange wir wirklich ins Mittelmeer brauchen und es wird irgendwann kalt.
Eine große Aufgabe war unser Motor. Wir hatten ihn zwar schonmal näher unter der Lupe, da er ja nicht mehr anspringen wollte ( ihr erinnert euch?), aber in all seine Tiefen haben wir noch nicht geblickt. Und irgendwie wäre es ja schön zu wissen, dass er gewartet ist bzw. in welchem Zustand er bei näherer Betrachtung ist. Außerdem wäre es super ihn nicht mehr mit der Schere überbrückt zu müssen beim Starten, aber dieser Kniff blieb uns noch ein paar Tage erhalten.
Es hat uns etwas Überwindung gekostet uns die Zeit zu nehmen, aber wir lagen kostenlos und zentral in einer Stadt. Wann sonst?! Also legten wir 2 Tage Fahrpause in Münster ein.
Noch dazu kam, dass wir sowieso mal eine Pause gebraucht haben. Oft werden wir gefragt, wovon wir denn eine Pause bräuchten und das wir ja „nur“ Urlaub machen. Aber auch wir haben gemerkt, dass wir auch ein Wochenende bzw. zumindest einen Wochenendtag brauchen. Wir sind immer noch dabei unser Boot einzurichten und haben so viele kleine Baustellen, die wir während oder nach der Fahrt angehen. Dazu kommt, dass wir oftmals 8-10 Stunden am Tag unterwegs sind und gesteuert werden muss. Das ist wie Autofahren. Danach ist man einfach platt. Bevor man ins Bett fallen kann, muss man noch einen sicheren Platz für sein Bett-Boot suchen. Dazu kommen noch ganz normale Sachen wie Kochen und Abwaschen. Ich will nur sagen, dass viel zu tun ist. Das macht auch wirklich Spaß, aber mit Entspannung hat unsere Reise jedenfalls noch nichts zu tun. Ich denke dass das auch keiner von uns beiden erwartet. Manchmal ist es nur herausfordernd, es anderen zu verdeutlichen oder dagegen anzureden.
Naja aber eigentlich ging es um unseren Motor. Es stellte sich heraus, dass es seeehr sinnvoll war die Wartung stadtnah zu machen, da wir insgesamt 4 mal zum Baumarkt und einmal zu einem Fahrzeugersatzhändler radelten. Wir hatten die Filter für Öl, Kraftstoff und Wasser schon vorher bestellt. Aber wie das immer so ist, fehlt trotzdem noch was oder irgendwas passt nicht. Wir wechselten den Ölfilter, den Dieselfilter und den Seewasserfilter. Außerdem standen Ölwechsel und Kühlwasserwechsel an. Letztendlich wurde alles sauber gemacht, geschmiert, gefettet, geölt und gut zugeredet. Dafür waren einige akrobatische Meisterleistungen von Paul notwendig, da unser Motor so tief in der Bilge sitzt und von der Seite kaum zu bedienen ist. Schon witzig, wenn so mein zwei-Meter-Mensch einfach so im Fußboden verschwindet…Das ganz kann natürlich nur erfolgreich sein, wenn man eine professionelle „Anreicherin“ an der seiner Seite hat 😀
Außerdem haben wir zwei der drei Dachfenster neu eingeklebt. Die alten Fugen waren porös und daher hat es reingeregnet. Die Fenster wurden in Kleinstarbeit befreit, ausgekratzt und gesäubert. Danach wurden sie in den Rahmen gelassen und eingeklebt. Und zack bum war es wieder trocken von oben!
Für einen Münsterspaziergang im besten Sonnenschein haben wir uns auch Zeit genommen. Die Stadt wirkt sehr gemütlich und hat einen wunderbaren botanischen Garten und Park.
Nach unserer Pause führte uns der Dortmund-Ems-Kanal weiter bis nach Datteln. Hier legten wir an einem Durchfahrtshafen (oder auch Spundwand mit Erlaubnisschildern) an und ließen den Abend mit einer kleinen Klappradtour, ersten Pennyboardversuchen und leckerem Essen ausklingen.
21.10-23.10.2019
Wunderbar und mitreißend geschrieben. Man freut sich und leidet mit.