#39 Ein ungleiches Rennen

Im Hafen von Blidö werden wir von beinahe allen Crews der hier liegenden Boote auf unser Rig angesprochen. Gut, es sind vielleicht nur 6-7 Boote am Steg, es ist ein kleiner Steg. Doch trotzdem ergeben sich faszinierte Gespräche. Auch eine weitere Maxi 77, also der gleiche Bootstyp wie Ilvy, liegt hier zwei Plätze weiter. Die beiden Segler, ein Paar unseres Alters, sprechen auch mit uns. Besonders natürlich über die Amwind-Eigenschaften. Meine beteuernden Worte, dass Ilvy top Höhe läuft und die Wenden traumhaft entspannt sind, erreichen sie zwar – doch es bleibt ein Rest Skepsis.

Als wir dann am nächsten Morgen ablegen, sitzen so gut wie alle in ihren Cockpits beim Frühstück. Es weht leichter Wind, ca 2-3 Bft, auflandig in die Hafenbucht hinein. Ganz klassisch würde man hier unter Motor ablegen, aus der Bucht gegen den Wind hinaus motoren um dort dann die Segel zu setzen und davon zu gleiten. Würden wir auch. Doch nicht heute. Heute wollen wir ein bisschen angeben! Wir legen komplett unter vollen Segeln ab (der Motor bleibt aus) und nutzen die nur sehr schmale Bucht um eine Wende nach der nächsten zu zelebrieren. Mit unserem grandiosen Wendewinkel machen wir dabei auch schnell Höhe.

Natürlich sieht das jede der anderen Segelcrews, während man beim Frühstück sitzt. Es wird geglotzt und geknipst, Hälse gereckt, und letztendlich schallend applaudiert (zumindest kam mir das so vor… wahrscheinlich waren es eher einige Daumen nach oben). Das skeptische Paar von der anderen Maxi ruft uns noch zu, dass sie nun tatsächlich von den Amwind-Eigenschaften überzeugt sind.

Ach ja, manchmal tut es auch einfach der Seele gut, wenn man ein bisschen zeigt was man hat 🙂

Wir segeln den langen Fjord zwischen Yxlan und Blidö südwärts. Die ein oder andere Yacht gleitet aus ihrem Hafen, und verfolgt uns. Leider schläft der Wind fast vollständig ein, sodass die allermeisten ihre Segel runterholen und davon motoren. Wir nicht. Und auch eine andere Yacht mit 38 Fuß nicht. Wir batteln uns unermüdlich, und anhand der Hektik dort an Bord wird schnell klar: auch die dort drüben nehmen die Situation hier sehr eindeutig als Regatta war. Zu Beginn liegen sie 300 m hinter uns, und es dauert mehr als eine Stunde bis sie uns eingeholt haben. Kaum auf gleicher Höhe mit uns, ruft uns der Skipper zu, er hätte Lust auf ein weiteres Rennen bei mehr Wind mit uns. Dann wirft er seine Maschine an und tuckert davon. Schön, wenn eine so große, schnittige Yacht uns als würdigen Gegner ansieht.

Kaum ist er weg, motort von hinten die andere Maxi 77 heran. Der Wind kommt nun auch zurück, und die Maxi zieht ihre Segel. Ein weiteres Rennen beginnt. Ziemlich schnell wird aber eines deutlich: gegen diesen gleichen Rumpf hat Ilvy alle Trümpfe in der Hand – obwohl wir unser Schlauchboot noch im Schlepp haben. Wir ziehen einfach davon…

Als irgendwann klar wird, dass Ilvy unerreichbar schnell davon zischt, nehmen die anderen ihre Segel runter und motoren uns mit Vollgas hinterher. Es dauert eine Weile bis sie uns auf diese Weise eingeholt haben. Dann schnacken wir ne Runde von Bord zu Bord, tauschen Kontaktdaten und Fotos aus und verabschieden die beiden. Wir haben sie eindeutig mit unserem Dschunkenrig beeindruckt. Sie ziehen mit Motorkraft von dannen und schauen uns noch lange nach.

2 Kommentare

It s great that so many people seem so positive about your rig. I have to confess that after half a century, I have got tired of defending junk rig against the constant disparagement. Worse is when people simple refust to believe that the boat will go to windward – as though that is the only important aspect of cruising. It’s great that Ilvy is truly showing off the rig’s capabilities.

Both Toni and me could not even imagine how it is to fight for junk rig for half a century – and still hear the same disbelieves and prejudices. Totally understandable to get tired!

I think what helps with the positive attitude towards Ilvy is: we do not need to explain, people see us beating them on the water (in harbour, there is slightly more disbelieve), and we are overtaking a lot.
What might also help, are the colors: yellow sail, blue upper hull. Now remember the swedish flag, and where we are cruising 😉

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