#42 Utö

Abgelegt aus dem Algensumpf um Danholmen segeln wir entlang der nächsten Inselkette mit der Hoffnung auf bessere Wasserqualität. Der Wind ist super, das Wasser leider nicht. Das ganze Gebiet scheint weitläufig von den Blaualgen betroffen zu sein.

Wir segeln auch nur ein kleines Stück, denn es ist Hafentime angesagt. Unser letzter Hafenbesuch ist zwei Wochen her und so wird es wieder mal Zeit für Wasser, Müll und Lebensmittel. Ich habe Utö ausgesucht. Dieser ist mit 36€ pro Nacht ziemlich überteuert aber besticht durch einen ICA direkt am Hafen, eine Handwerksbäckerei und Wanderweg. Da wir etwas zu spät losgekommen sind (Flaute), holt Paul durch Segeltrimm nun jede Minute raus, damit wir noch vor Ladenschluss zu einer Kanelbullar kommen.

Der Hafen ist schon gut gefüllt und leicht komplex. Eine sehr schmale und geradlinige Fahrrinne führt in das Hafengebiet. Diese ist gerade so breit, dass die dicken Fähren hindurch passen, die Utö anlaufen. Aber eben auch nur die. Sportboote werden penetrant weggehupt und an Aufstoppen denkt keiner der Fährkapitäne. Der Fähranleger liegt mitten zwischen den Stegen und die Fähren drehen dicht hinter den Yachten mit ordentlich Schwabbelwasser. Da alle Yachten mit Heckanker am Steg liegen, müssen wir ordentlich Abstand halten, damit wir uns keine Leine an den Kiel ziehen. So passiert es gerade einer uns entgegenkommenden Yacht, weshalb wir uns freihalten müssen, während neben uns die nächste Fähre anlegt. Mir ist das zu viel, aber zum Glück behält Paul in diesen Situationen viel besser die Nerven als ich. Ich schleppe den Anker samt Kette vom Bug zum Heck, wir einigen uns auf eine Stelle und ich lasse den Anker fallen. Schnell haben wir angelegt und ich bin erleichtert. Im Hafen herrscht ein Kommen und Gehen von Tages- und Nachtbooten und ich bin immer wieder überrascht, dass das Heckankersystem irgendwie funktioniert und nur wenig Ankersalat entsteht.

Eine kleine Brücke führt zum Servicehaus.

Schnell vertäuen wir Ilvy, bezahlen den Hafen und flitzen zum Bäcker. Doch nicht die Schließzeit sollte uns von unseren Kanelbullar trennen, sondern ein nicht funktionierendes Kassensystem. Leider können wir heute weder mit Karte noch Bar bezahlen – nur Swish (die schwedische Bezahl-App mit schwedischen Bankaccount) ist möglich. Damit habe ich nun garnicht gerechnet. Unverdauter Kanelbullar ziehen wir weiter zum ICA und drücken uns für morgen die Daumen. Die Auslage sah hervorragend aus.

Im ICA kaufen wir „Kühlschrankessen“ für den Abend und trudeln wieder nachhause. Wir haben Kohldampf und gehen daher direkt zum Abendbrot über. Aus dem Cockpit beobachten wir das Hafentreiben und zählen viele drehende Fähren, die noch mehr Touristen und TagesausflügerInnen abholen. Die Insel scheint ein beliebtes Ausflugsziel von Stockholm zu sein. Die Erkundungstour heben wir uns für morgen auf und planen die maximal erlaubte Aufenthaltsdauer des Hafens voll auszukosten.

Fähre dreht hinter unserem Heck

Den nächsten Tag starten wir um 7 Uhr. Pünktlich zur Öffnung stehen wir vor der Bäckerei und sind ganz erleichtert, dass die Kartenzahlung diesmal funktioniert. Ausgestattet mit leckeren Kanelbullar und Kaffee in Thermosbecher suchen wir uns einen schönen Platz auf der Insel fürs Frühstück. Wir landen an einer alten Mine, die nun ein Biotop geworden ist. Auf einem Schild lesen wir, dass zur Schließung der Mine im 19. Jahrhundert an deren Rand ein großes Bankett ausgerichtet wurde und das gesamte Geschirr anschließend in der Mine versenkt wurde.

Ein Blick in die alte Mine

Ein Wanderweg führt uns an kleinen Gärten und dichten Wäldern entlang bis auf die andere Seite der Insel. Hier wartet eine schöne Felslandschaft, duftende Kiefernwälder und ein toller Blick auf uns. Das wäre auch ein genialer Frühstücksplatz gewesen.

Auch hier sind Blaualgen am Start…

Unser nächster Stopp ist eine Mühle, die hoch oben über der Insel thront. Der Blick über die Schären und die schnurgeraden Windlinien ist atemberaubend.

Alte „Kühlschränke“
Das ist eher eine alte Kühlhöhle
Die ersten Brombeeren

Langsam wollen wir zurück zu unserer Ilvy und wieder raus in die Schärenlandschaft. Wir haben beide richtig Lust aufs Segeln. Es ist heiß und der Wind kommt von hinten. Traumbedingungen. Aber erstmal sind noch Hafenarbeiten notwendig. Ich erledige den Einkauf und gehe zur Bäckerei. Sauerteigbrote wollen wir uns nicht entgehen lassen. Paul bringt den Müll weg, reinigt unsere Trockentoilette und klariert das Deck. Wasser füllen wir gemeinsam auf. Vor dem Ablegen probieren wir noch eins der unfassbar leckeren Brote. Das hört sich jetzt sehr deutsch an, aber wir haben schon lange kein gutes Brot mehr gegessen. Hauptsächlich ernähren wir uns von Pfannenbrot oder Knäckebrot. Daher zergeht das gesalzene Knoblauchbrot mit Butter, Birne und Camembert herrlich auf unseren Zungen und wir können garnicht genug bekommen.

Als wir ablegen wollen kommt uns noch eine sehr zahme Entenfamilie besuchen und glaubt wohl etwas von unserem leckeren Brot ab zu bekommen. Mehr als „Oho“ und „Wie süß“ ist aber nicht drin. Als ich den Anker am Heck hochhole liegt Ilvy ganz allein am Steg. Es ist 13 Uhr und in 2 Stunden werden sich hier wieder die Yachten tummeln und drängeln. Wir motoren schnell die enge Fahrrinne raus, denn die nächste Fähre ist schon wieder im Anmarsch. Nach der letzten Boje drehen wir nach Backbord ab und setzen unser sonniges Segel. Kurs Landsort.

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