Heute morgen stehen wir seit langem mal wieder früh auf. Um 5:30 Uhr. Nichtsdestotrotz fällt uns das Wachwerden nicht allzu schwer, da auch schon zu besagter Uhrzeit die Sonne durch die Dachluke bretzelt. Nach einem schmackhaften Frühstück fühlt sich Toni bestärkt genug um heute den Ableger vom Fels zu fahren. Sie macht das äußerst elegant und mit Bravour!
Wir verlassen Finnhamn, aka „Paradiset“, und reihen uns ein auf der Schären-Autobahn. Viel Wind ist nicht, doch es genügt allemal um mich schon wieder in den Rennsport-Modus zu versetzen 🙂
Der Wind stellt unsere Geduld heute streckenweise ganz schön auf die Probe. Über längere Zeiträume dümpeln wir einfach nur so vor uns hin. Dann wiederum sind wir flott unterwegs, und ich komme mit dem Segeltrimm kaum hinterher. Ach was soll’s, es ist hier trotzdem einfach herrlich.
Kurz nach der Begegnung mit dem alten Gaffelsegler biegen wir von der Hauptstraße ab und tümmeln uns zwischen kleineren Inseln durch die Schärenlandschaft. Eine malerische kleine Insel wird von der nächsten abgelöst. Während manche der Inseln mit höheren Steinklippen protzen, beschwichtigen andere mit tiefschwarzen Nadelwäldern, dunkelgrünen Senken und moosbewachsenen Steinen. Oh, und dann sehen wir auch noch Seehunde 🙂
Heute Abend gleiten wir leise und gemütlich nach Mörtö Bunsön. Kurz darauf lassen wir unseren Heckanker im Norden dieser Insel in einer gut geschützten Bucht fallen, und machen vorne mit Leinen am Fels fest. Die Schärennägel, die wir dazu mit einem dicken Fäustel in die Felsspalten treiben, sitzen hier auf Anhieb bombenfest – perfekt! Und der Frühstücksplatz für den nächsten Morgen ist auch gesichert.
Nachdem wir leckeren Kaffee in unseren schicken Thermobechern auf dem Fels genossen haben (Danke Toni, für dieses tolle Geschenk!), legen wir auch schon wieder ab. Wir legen einen astreinen Ableger hin, und ziehen das Segel hoch. Dabei wird einem immer ein bisschen warm – perfekt an kühlen Morgen. Wir segeln weiter Richtung Süden, Richtung Einfahrt des Götakanals in Söderköping.
Es wird heute kein langer Tag. Wir überschätzen die Kürze der heutigen Route, und segeln erstmal ein gutes Stück an unserer Einfahrt vorbei. Düdümm, wir sind ja auch Dösköpp! Fix gehalst, und rum ums Kap. Kurz danach erwartet uns auch schon die äußerst enge, auf beiden Seiten von recht grimmig dreinschauenden Felsen gesäumte Passage, welche uns zu unserer angepeilten Bucht führt. Schnell gehen wir vom Gas, indem wir einfach in Sekunden auf unserem Vorwindkurs auf die Hälfte unserer Segelfläche herunterreffen. Sobald wir durch die Engstelle hindurch sind, ziehen wir wieder alles hoch. Was für ein Spaß!
Ja, und dann sind wir auch schon da. Bis auf eine Motoryacht ist hier bisher noch niemand, und so suchen wir uns den schönsten Platz direkt vorne an der felsigen Landzunge der Einfahrt aus. Toni rockt ihren ersten Anleger am Fels, die Schärennägel sitzen schnell und schon springen wir ins Wasser. Sonnensegel aufbauen, Kaffee, Lesen, Schreiben. Ach ist das hier herrlich!
Als der Tag uns dann noch mit einem traumhaften Sonnenuntergang belohnt, beschließen wir: Hier bleiben wir länger!
Insgesamt bleiben wir drei Tage. Das hier ist mein Paradies, ich fühle mich pudelwohl! Die Felsen vor uns sind mit diesen dramatisch schönen, orangenen Flechten geschmückt. Dahinter die dunklen Nadelwälder thronend über den Klippen. Wahnsinn!
Einziger Wehmutstropfen: Ab dem nächsten Tag war es das mit dem Baden… Ein riesiger Algenteppich treibt in unsere Bucht, und verschwindet auch in den nächsten Tagen nicht mehr. Wir können nicht ausschließen dass es Blaualgen sind, und verzichten ab jetzt hier aufs Planschen.
Davon lassen wir uns die Laune nicht verderben. Zu schön ist es hier auf den Steinen. Abends richte ich uns eine gemütliche Grill-Stätte auf den Felsen ein, so richtig ergonomisch mit passenden Felsvorsprüngen zum Anlehnen. Stockbrot, Feuerkartoffeln und gesalzene, schwedische Butter. Einfach nur: ja!
Hier wird ansonsten noch geschnitzt, gestrickt, telefoniert, Nachrichten verschickt, gebacken, gelesen, Block geschrieben, bisschen am Boot gebastelt und Podcast gehört. Wir genießen es, sich auch mal aus dem Weg gehen zu können. So baue ich mir ein kleines, schattiges Plätzchen oben zwischen den Felsen, während Toni das Cockpit mit Holzspäne auspolstert (sie nennt das „Schnitzen“). Toni hingegen zieht auch schonmal alleine los, die Insel zu erkunden.
Un do demit woars däs hier gewese! Moie wolle mär waider fahre, enunner no Sühde. Des woar hiär scho gans schäi gewese, des hot sich hiär wärklich gans gud aushalde losse. Doch mär fraie uns ach ewidder mol uff ne ordentlich Dusch, des babbisch Algewasser um uns erum, des könne mär net mer siehe! Allee hop, dann packe märs!
Eure handwerklichen Fähigkeiten sind beeindruckend. Und auch wenn ich mich wiederhole: soooooooo schön, euer gelebter Traum.
Ach, alles nur aus Langeweile geboren 🙂
Ja, Blaualgen…inzwischen auch typisch in SWE.
Tolle Fotos! Ich glaube ich brauche mal Beratung wie das mit der Drohne so funktioniert…
Lass uns doch mal ein kleines gemeinsames Dschunken-Treffen organisieren, da kann man wunderbar Drohne fliegen üben 😉 Nur leider nicht innerhalb der Kieler Förde, die ist komplett für Drohnenflüge gesperrt…