Wir gleiten aus der Bucht und biegen in das Fahrwasser ab, welches uns hinaus auf die Ostsee führt. Die felsigen Inseln ziehen an uns vorbei und wir genießen die frühmorgendliche Stimmung. Ganz allein auf dem Wasser mit der tiefstehenden Sonne, die alles um uns herum in rötliches Licht taucht.
Die Schären zu verlassen fällt uns nochmal richtig schwer! Jetzt sehen wir aber nun wirklich so langsam die letzten „richtigen“ Schären. Wir werden auf dieser Reise definitiv noch die ein oder andere Insel besuchen, aber das sind dann eben keine Schären mehr.
Kurz nach Erreichen der freien Ostsee beobachten wir durchs Fernglas, wie ein Fischerboot von zwei schnellen, schwarzen Ribs angehalten wird. Weiter draußen liegt ein großes Schiff, das wir zuerst als Fregatte deuten. Oha, werden wir gerade Zeuge davon, wie ein Schmuggler hochgenommen wird? Kurz darauf erkennen wir, dass die Fregatte in Wahrheit ein großes Schiff der Küstenwache ist. Auch die beiden schnellen, schwarz-mächtig aussehenden Ribs lassen bald von dem Fischerboot ab und düsen davon. Das Fischerboot dreht noch ganz benommen ein paar Kreise und tuckert dann auch hinfort. Oha, was das wohl war? Wir halten gebührend Abstand, und sind froh dass die Schnellboote nicht auch noch bei uns zu Besuch kommen…
In der Nähe der blauen Jungfrau, dieser gewaltigen einsamen Insel mitten im Kalmarsund, nimmt die Crew der Esprit Kontakt mit uns auf. Ihr erinnert euch: wir waren am Abend zuvor an Bord der Esprit auf ein Bier und Klönschnack eingeladen. Nun holt sie uns langsam ein, und wir verabreden uns zu einem Foto-Shooting. Kaum die Kamera gezückt, wendet dieser wunderschöne Zweimaster um unseren Kurs zu kreuzen. Jetzt heißt es: Ruhe bewahren und einfach drauf zuhalten. Wir halten Kurs, und die Esprit schießt ganz knapp quer vor uns vorbei. Gänsehaut!
Dann rauscht sie uns davon – klar, die sind auch dreimal so groß wie wir. Jedoch: mit ein bisschen Genugtuung dürfen wir feststellen, dass Ilvy trotz ihres heftigen Stampfens in der kabbeligen Ostseewelle ein deutliches Stück mehr Höhe läuft. Ach Ilvy, du alte Rennziege… du machst aus uns noch waschechte Regattasegler! Uns glaubt eh schon kaum einer mehr wenn wir die anderen angrinsen während wir sie überholen, um dann später zu erzählen „nein, nein, wir sind keine Racer! Nur ganz gemütliche Fahrtensegler.“
Die Einfahrt nach Paskallavik bietet traumhafte flache Inseln, eingehüllt in Nebel- und Regenschwaden. Ich ziehe mir anständiges Ölzeug an, bleibe schön trocken und tanze mich zu ein bisschen Techno warm. Dazu gleiten wir gar nicht mal so langsam durch diese mystisch anmutende Landschaft. Ach, was für ein herrliches Leben!
Paskallavik entpuppt sich als absoluter Traumspot, ein echter Geheimtipp. Ich liebe ja das Anlegen an alten Betonkais, mit dem Industriecharme vergangener Zeiten in der Luft. Dazu die ungestörte Aussicht aus dem Cockpit raus in die Inselwelt. Einkaufen und Tanke um die Ecke, Wäsche waschen kostenlos, Fahrräder im Hafengeld inbegriffen – ein Sommermärchen für Segler. Hier bleiben wir erstmal!
Am nächsten Tag nutzen wir die Gelegenheit, leihen uns zwei Räder bei der jungen Hafenmeisterin aus und erkunden die Gegend. Wir sind begeistert, es ist hier soooooo schön!
Beim Radeln lächeln uns die verschiedensten Beeren an. Pilze finden wir zwar keine (bzw. suchen dank der Mücken nicht geduldig genug), dafür sammeln wir Blaubeeren für den Schokokuchen später bei der für uns total normal gewordenen Fika.
Ansonsten schreiben wir hier Blog, lesen, fotografieren, genießen. Ich habe viel Zeit mich im Forum der Junkrig Association (JRA) zu beteiligen, und genieße es, tief in die Aerodynamik hinter dem Dschunkenrig einzusteigen.
Und ehe wir uns versehen, ist es auch schon wieder Zeit, weiterzusegeln. Ich fand die Zeit hier wirklich mega schön, und hätte gut eine ganze Woche oder länger hier verbringen können. Doch wir sind noch zu weit nördlich, um gute Wetterfenster nicht zu nutzen. Es liegt noch ein gutes Stück Weg vor uns – obwohl wir noch viel Zeit haben. Tja, und so heißt es mal wieder: Auf Wiedersehen, du wunderschönes Fleckchen Erde!
Danke für die eindrucksvollen Aufnahmen und den gelungenen Text. Immer wieder bereichernd von euch zu lesen und so eure Reise ein klein wenig mit zu bekommen.
Das freut uns sehr 🙂
Toni’s ankle is obviously much improved! I love how you so appreciate the small things in life that are actually what enriches it so much.
And your hair looks great as it is!
Thank you! Yes, Tonis ankle got better, but it will still take weeks or rather months to be healed. That little bicycle trip in Paskallavik was a bit too early, maybe… It’s hard to let ones feet rest when the surroundings are so beautiful.