Fischerei-Ölzeug

Wir segeln beide mit Fischerei-Ölzeug durch die Gegend, und das aus gutem Grund! Doch was ist denn das überhaupt, Fischerei-Ölzeug, und worin unterscheidet es sich von Yacht-Ölzeug?

Generell hat Ölzeug die folgenden, essentiellen Aufgaben: Es soll einen vor Regen und Spritzwasser schützen und gleichzeitig den Wind abhalten, um den Windchill zu verringern. Zusätzlich soll man sich darin ausreichend gut bewegen können um die anstehenden Arbeiten auf See zu verrichten.

Das übliche Yacht-Ölzeug, von dem wir hier sprechen, hat bestimmt jeder schonmal gesehen: Meistens in rot mit leuchtend gelber Kapuze, und aus atmungsaktiven High-Tech-Textilien. Gibt’s auch in anderen Farben, und in verschiedenen Preiskategorien – von teuer bis unverschämt teuer. Die Atmungsaktivität soll einen angenehmen Tragekomfort ermöglichen, Schweiß rauslassen aber kein Wasser hineinlassen. Dies wird durch eine Imprägnierung der technischen Textilien erreicht. Wind wird durch die äußerste Schicht abgehalten, ähnlich einer Softshell-Jacke. Das Yacht-Ölzeug ist gefüttert mit kuschlig warmem Fleece oder ähnlichem, manchmal auch zum herausnehmen. Außerdem strotzt es vor Taschen: Bauchtaschen, Brusttaschen, Ärmeltaschen, etc… Und: manche der Jacken sind mit einem äußerst hohen Kragen versehen, der bis über die Nase reicht – prima für richtig schlechtes Wetter! Problem: diese Jacken und Hosen, seien sie auch noch so „hochwertig“ und teuer (>800 €), sind nach wenigen Wochen (teilweise nach wenigen Stunden) so dermaßen abgenutzt, dass die Wasserfestigkeit flöten geht. Dann weichen sie ganz schnell durch bei Regen, und die Nässe wandert durch die inneren Schichten auf die Haut. Richtig geil, wenn man bei Starkwind und Regen auf See anfängt mit den Zähnen zu klappern… Nee, im Ernst, das ist eigentlich ziemlich gefährlich! Meiner Meinung nach ist dieses Ölzeug geeignet für kurze Regatten, oder wenn viel Crew an Bord ist, sodass man durchtauschen und sich trocknen kann. Doch einhand oder zu zweit, wenn man drauf angewiesen ist mehrere Stunden bei jeglichem Wetter draußen im Cockpit aushalten zu müssen, ist das fragwürdig!

Dagegen das in der Fischerei- und Offshore-Industrie genutzte Ölzeug: Dickes, PVC-beschichtetes Leinen, welches stark an LKW-Plane erinnert. Hier kommt kein Wasser durch, garkeins und nie, weder von innen noch von außen. Auch Wind hat keine Chance! Atmungsaktivität: Fehlanzeige! Dafür jedoch absolute Wetterfestigkeit. Da dieses Ölzeug keine Fütterung enthält, kommt bei uns der Zwiebel-Look zum Einsatz: Das Ölzeug ist extra groß geschnitten, sodass gut Pullover und eine dicke Winterjacke drunter passen. Damit ist es dann auch warm. Ansonsten fehlt hier jeglicher Schickschnack: keine Taschen, keine Sonderfunktionen. Dafür unschlagbar günstig (30-50 €) und robust! Die Anwendung in der Industrie erfordert hohe Wirtschaftlichkeit, und dass die Leute, die das Ölzeug tragen, auch lange und ausdauernd arbeiten können. Im Offshore- und Fischerei-Geschäft kann man es sich nicht leisten dass die Arbeiter ausfallen, nur weil es ein paar Minuten geregnet hat… Spricht irgendwie für diese Produkte, oder? Mein eigenes, leuchtend orangenes Ölzeug hält nun schon seit über 8 Jahren einwandfrei, und ist weiterhin komplett wasserdicht. Es trocknet schnell, und ist fix übergeworfen. Man kann sich auch in eine Pfütze setzen und behält einen trockenen Hintern. Ich kann dabei selbst je nach Situation wählen, wie dick ich mich darunter einpacke. Dazu noch ein paar gelbe Fischerei-Gummistiefel (15 €), und ich lächle der nächsten Regenfront entgegen 🙂

Dieses Zeug hat sich extrem gut bewährt! Leider habe ich mir damals einen kleinen Fehlgriff geleistet: Bei der Auswahl zwischen gelb und neon-orange habe ich zu letzterem gegriffen… Außerdem hat mein eigenes Ölzeug keine Abschlüsse für die Ärmel und Hosenbeine, sodass da frei Wasser hinein laufen kann. Meistens nicht so schlimm, wenn man weiß damit umzugehen: einfach alle Gliedmaßen nach unten hängen lassen.

Ein Upgrade

Beim Kauf von Tonis Ölzeug haben wir aus diesen Erfahrungen gelernt. Toni hatte auf der Reise 2019/2020 mit Scarlett recht teures Ölzeug eines namhaften Herstellers am Start. Auch hier mussten wir leider feststellen, dass die Wasser- und Winddichtigkeit rapide nach kurzem Gebrauch abnahm. Also haben wir für die Schwedenreise 2024 mit Ilvy auch für Toni das bewährte Fischerei-Ölzeug gekauft. Doch in verbesserter Version: angenehmere Farbe, und mit Gummizug in den Ärmeln gegen das einlaufende Wasser. Die Version hätte es auch noch mit Neopren-Manschetten gegeben, doch für uns und diese Reise hat die Version mit Gummizug ausgereicht. Wir sind so zufrieden damit, dass ich selbst nun auch ganz oft Toni’s Ölzeug trage – bei Regen müssen ja nicht beide draußen sein!

Pimp my Ölzeug!

Wenn man unter diesem Ölzeug dann noch Wollpullover trägt, am besten von Toni selbst designt und gestrickt (@musterpulli), dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen! Die Islandpullover von Toni zeichnen sich durch ein bestechendes Design aus und sind aus Wolle von Islandschafen gestrickt – mit all ihren Vorteilen. Über Islandpullover könnten wir ganze Bücher schreiben, so begeistert sind wir davon! Sehen schick aus, und halten bestens als robuste Arbeitsklamotte her. Islandwolle nimmt wunderbar Schweiß, Feuchtigkeit und Regen auf, ohne dabei zu müffeln. Sie ist dick gestrickt und wärmt vorzüglich.

Fischerei-Ölzeug mit Islandpullover – und man ist bestens gewappnet für jegliches Abenteuer auf See!