Wir haben für Ilvy Seegras-Matratzen gebaut, und zwar schon im Frühjahr ’23.
Alles begann mit alten, halb vergammelten Schaumstoff-Matratzen. Diese waren beim Kauf von Ilvy schon eingebaut, und wurden von uns als eins der allerersten Refit-Projekte angegangen. Auf diesen alten Dingern wollten wir einfach nicht länger liegen.
Doch was tun? Einfach mit neuem Schaum ersetzen? Das wäre das Schnellste und Einfachste gewesen, doch mit Hinblick auf unsere Reise nach Schweden ’24 wäre das schwierig geworden: Hätten wir einfach nur den Schaum ausgetauscht, hätten wir nach jeder Nacht die Matratzen lüften müssen – sonst wären die Stockflecken ruckzuck zurück gewesen. Iiihh! Es gibt sicherlich gute Lösungen um auch auf Schaummatratzen einen gammelfreien, gesunden Schlaf zu ermöglichen. Doch wir nutzten die Gelegenheit, um unseren Matratzen-Horizont zu erweitern: Welche anderen Matratzen-Konzepte gab es eigentlich noch!?
Von Futon-Matratzen aus Rosshaar über Kokosmatten kamen wir eher zufällig beim Recherchieren auf Seegras-Matratzen. Diese waren bis vor einigen Jahrzehnten an den nordeuropäischen Küsten weit verbreitet, auch unter Seefahrern. Dieser Rohstoff, Seegras, bietet so einige außergewöhnliche Eigenschaften, die ihn u.A. für die Matratzenherstellung – insbesondere auf Booten – prädestinieren:
- Es schimmelt nicht (wirklich gar nicht!).
- Schädlinge meiden es (Salzgehalt), was insbesondere für Allergiker einen gesunden Schlaf bedeutet.
- Es kann ein vielfaches seines Trockengewichts an Wasser aufnehmen – und wieder abgeben.
- Reines Naturprodukt, frei von jeglicher Chemikalie.
- Beinahe ewig haltbar, und dennoch kompostierbar.
- Nicht entzündlich, flammhemmend (Salzgehalt). Perfekt auf einem Boot.
- Es riecht angenehm nach Heu – NICHT nach gammeligen Algen!
Wer mehr über die grandiosen Eigenschaften des Rohstoffs Seegras erfahren will, ist herzlich eingeladen bei der Strandmanufaktur vorbei zu schauen. Kristian Dittmann ist eine wahre Koryphäe was Seegras betrifft und hat uns beim Matratzenbau sympatisch und gekonnt beraten. Dass sich dabei noch eine schöne Freundschaft mit Kristian und Jule entwickelt hat, freut uns umso mehr 🙂
Okay, soviel zur Theorie! Nach ein bisschen Planung, Beratung durch Kristian und der Bestellung von 30 kg feinstem Premium-Seegras vom Seegrashandel aus Lübeck konnte es losgehen. Als Matratzenstoff habe ich schweren, festen Baumwoll-Köper aus dem Polstereibedarf verwendet: äußerst preiswert, robust und unbehandelt.
Und schon hatten wir Seegras-Matratzen 🙂
Die ganze Sommersaison ’23 hatten wir sie in Kiel in Benutzung, haben in dem Jahr bestimmt insgesamt 3 Wochen drauf geschlafen. Zwischenfazit: Es riecht herrlich nach Heu, richtig angenehm. Es bildet sich Null Feuchtigkeit unter den Matratzen – selbst ohne Lattenrost. Man liegt zwar recht hart, doch wir empfinden es als angenehm. Alles in allem: gut genug, um sich damit auf unsere 5-monatige Reise nach Schweden ’24 zu wagen!
Wir spulen die Zeit nach vorne: Es ist Freitag, der 27.09.2024. Nur noch ein paar Stunden trennen uns von unserer Rückkehr nach Kiel – dem Ende unserer Reise nach Schweden. Nach 5 Monaten Schlafen auf den Seegras-Matratzen können wir guten Gewissens unser endgültiges Fazit zu unseren Seegras-Matratzen liefern:
- Absolut Schimmel- und Feuchtigkeitsfest! Wir haben die Matratzen wirklich aufs Härteste getestet, und sie die ersten drei Monate kein einziges Mal gelüftet – schlimmer noch, wir haben täglich unsere Bettdecken drauf ausgebreitet gelassen. Und siehe da: kein einziges Tröpfchen Feuchtigkeit unter den Matratzen, und kein bisschen Stockflecken auf der Unterseite. Wow!!!
- ein ganz großer, daraus resultierender Vorteil war, dass wir nie irgendwas umräumen mussten um die Betten zu lüften. Sehr bequem!
- Hart, aber nice! Ja, es ist schon ungewohnt am Anfang auf einer recht harten Matratze zu liegen. Es führt dazu, dass wir auf dem Rücken schlafen – und das ist gesund! Wir sind morgens energiegeladener aufgewacht als nach dem Schlaf auf einer „normalen“ Matratze.
- Es bildet sich recht schnell eine Schlafmulde, angepasst an die eigene Körperform. Hier sind unsere Meinungen gespalten: Toni findet das angenehm, ich bekomme davon Rückenschmerzen.
- Abhilfe schafft hier ein „Neustopfen“, also ein Umschichten/ Nachfüllen der Seegrasfüllung. Dank Kristian und Jule wussten wir schon vorher von dieser Notwendigkeit, und die beiden haben uns liebenswerterweise mit Nachstopf-Seegras versorgt, welches wir mit nach Schweden nahmen. Das Prozedere des Umstopfens habe ich unterwegs teilweise alle zwei Wochen erledigt, und es hätte auch gerne öfter sein dürfen. Den letzten Monat unserer Reise habe ich im Salon geschlafen, weil mir das ständige Nachstopfen bzw. die Rückenschmerzen auf die Nerven gegangen sind. Toni hingegen kam mit der Mulde viel besser klar.
- Die Steppung meiner Matratze hat leider nichts gebracht. Stattdessen habe ich sie schnell wieder entfernt, um besser umschichten zu können.
- Gutes Atmen. Die Nase ist nach einer Nacht auf einer Seegrasmatratze einfach viel freier als nach einer Nacht auf einer Schaumstoff-Matratze. Es ist auch einfach schön, die Nase in die Matratze drücken zu können, tief einzuatmen und zu genießen. Das ist schon echt einzigartig.
- Antiallergene Wirkung. Gerade für Toni mit ihrer Hausstaub-Allergie war es eine reine Wohltat. Zuhause benötigt sie einen Allergiker-Bezug für ihre Matratze und auch für die Decke – hier an Bord, auf den Seegrasmatratzen, nicht. Wir finden: das sagt schon einiges!
- Man kommt mit den Menschen der älteren Generationen ins Gespräch, wenn man die eigenen Seegras-Matratzen erwähnt: Viele Norddeutsche kennen diese Matratzen noch aus ihrer Kindheit, und es gibt die ein oder andere Geschichte zu erzählen.
Alles in allem hat Seegras als Matratzenfüllung echt Potential – falls man das Muldenproblem in den Griff bekommt! Wir haben das während unserer Reise mit den zur Verfügung stehenden Mitteln leider nicht geschafft. Doch hierfür wird es sicherlich noch Lösungen geben, denn:
Die Feuchtigkeitsresistenz, die Schimmelfestigkeit, die Feuerfestigkeit und die antiallergene Wirkung dieses natürlichen Rohstoffs sind in ihrer Kombination ziemlich einzigartig!
Die Crew der Ilvy: Toni und Paul
Für detailliertere Auskünfte stehen wir gerne zur Verfügung! Melde dich gerne bei uns 🙂